Weg-Wort vom 19.Januar 2007
Gott gebe dir Kraft
Wenn wir Menschen in schwierigen Lebenssituationen begegnen, zum Beispiel
bei Todesfällen oder schweren Krankheiten, dann wünschen wir ihnen Kraft.
Was aber bedeutet das?
Anselm Grün schreibt dazu in seinem Buch der Lebenskunst:
Aus den Krisen soll Kraft erwachsen. Was ist Kraft? Das altgermanische Wort
kraft meint eigentlich Geschicklichkeit, Fertigkeit, Kunst, Handwerk.
Für das Wort Kraft war die Vorstellung des anspannens der Muskeln
bestimmend. Aus der Krise kann neue Geschicklichkeit erwachsen. Ich kann
lernen mit meinem Leben auf neue Weise umzugehen. Es geht darum, die Kunst
des Lebens zu lernen. Aber dazu ist es notwendig, dass ich meine Muskeln
anspanne, nicht nur die körperlichen Muskeln, sondern die Kräfte meiner
Seele. Ich kann die Krise nicht mit eigener Kraft lösen. Aber ich muss auch
selbst etwa tun, damit aus der Krise Kraft erwächst. Ich muss durch die
Krise hindurchgehen. Ich muss standhalten, anstatt zu flüchten. Und manchmal
muss ich auch kämpfen, damit ich in der Krise nicht untergehe.
Wenn wir also jemandem Kraft wünschen, so bedeutet dieser Wunsch: Gott
gebe dir Kraft und wecke in dir deine Kräfte, die dir weiterhelfen in deiner
Situation.
In der Bibel haben wir viele Aussagen, in denen Kraft gewünscht wird.
So lesen wir zum Beispiel in den Psalmen: Gott rüstet mich mit Kraft und
macht meine Wege ohne Tadel. (Psalm 18,33)
Im Brief an die Korinther bittet Paulus Gott um Kraft und er erhält die
Antwort: Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den
Schwachen mächtig. Daraus zieht er die Konsequenz: Darum will ich mich am
allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, auf dass die Kraft Christi bei mir
wohne. (2.Kor 12,9)
Und seinem Mitarbeiter Timotheus schreibt Paulus:
Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und
der Liebe und der Besonnenheit. 2.Tim 1,7
In diesem Sinne wünsche ich für heute und für alle Tage, dass Sie die Kraft
Gottes
spüren.
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