Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 1. Oktober 2015
Flüchtlingsmanifest
Franz Hohler hat es geschrieben. Es benennt meine Ängste und Unsicherheiten.
Es spricht meinen Wunsch und Willen an, mich nicht mit meinen Ängsten
zufrieden zu geben. Dazu kommt: "Ein umherirrender Aramäer war mein Vater
..." Das biblische Bekenntnis aus 5. Mose 26,5ff) gehört zu unserer
Glaubenstradition:
"Flüchtlinge machen uns ratlos.
Uns geht es gut, und nun kommen Menschen, denen geht es so schlecht, dass
sie keinen anderen Weg sehen als ihr Land zu verlassen, und wenn es noch so
schwierig ist. Der Tod, dem sie zu entkommen versuchen, lauert ihnen auch
auf der Flucht auf.
Flüchtlinge machen uns Angst, denn sie kommen aus einem Elend, das uns fremd
ist. Wir vergessen, dass sie es sind, die Angst haben.
Wir fühlen uns von ihnen überfordert. Wir vergessen, dass sie es sind, die
überfordert sind von den Verhältnissen in ihrer Heimat und von all dem, was
sie auf sich genommen haben.
Wir können uns nicht vorstellen, was es heisst, das Notwendigste
zusammenzupacken und den Ort und das Haus, in dem wir gewohnt haben,
zurückzulassen. Die Kinder mitzunehmen, obwohl gerade das Schuljahr begonnen
hat, die Sprache zurückzulassen, in der wir zu Hause sind, der Zukunft mehr
zu vertrauen als der Vergangenheit und der Gegenwart.
Für uns sind Flüchtlinge vor allem eine Bedrohung. Sie bedrohen die
Selbstverständlichkeit unseres Normalbetriebs. Wir vergessen, dass sie es
sind, die bedroht sind, und dass sie deshalb kommen.
Flüchtlinge machen uns hilflos, denn sie sind es, die Hilfe brauchen. Und
wir wissen, dass wir sie ihnen geben könnten. Aber seit 1979 haben wir
unsere Asylgesetzgebung fast 40 Mal revidiert und meistens verschärft.
Im Zweiten Weltkrieg hat sich die Schweiz mit dem Satz Das Boot ist voll
zu schützen versucht. Rückblickend hat sich gezeigt, dass es im Boot
durchaus noch Platz gegeben hätte.
Wir dürfen diesen Satz nicht nochmals zu unserm Leitsatz machen.
Angesichts der mit Verzweifelten überfüllten Boote, angesichts der
Ertrinkenden und Erstickenden gibt es nur eine Antwort: Grosszügigkeit.
Damit wir uns jetzt und später nicht zu schämen brauchen."
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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