Weg-Wort vom 20. Dezember 2012
Mehr Licht!
Mit diesen Worten soll einst der Dichter Wolfgang Goethe gestorben sein. Den
Wunsch nach mehr Licht können wir nachempfinden, ohne dass es uns gerade ums
Sterben sein muss. In diesen kurzen, oft düsteren Dezembertagen hungern wir
Menschen in den nördlichen Breitengraden richtiggehend nach Licht und Sonne.
Die Tage sind kurz, am Abend dunkelt es rasch ein. Das neblige Wetter
schlägt uns auf das Gemüt und wir sind froh, wenn ab morgen, nach dem 21.
Dezember, die Tage wieder länger werden.
Darum zünden wir in der Advents- und Weihnachtszeit so viele Kerzen an.
Darum beleuchten wir Strassen und Plätze, schmücken wir Häuser und Fenster
mit Lichtern. Darum feiern wir Nordländer das Geburtstagsfest von Jesus als
Lichterfest. Er ist für uns Christinnen und Christen das Licht der Welt, das
uns Orientierung, Hoffnung und Halt gibt. Und er fordert uns gerade in
diesen Adventstagen auf, für andere zum Licht zu werden.
Der Advent ist die Zeit, in der es ums Licht geht. Oder besser gesagt: um
die Sehnsucht nach Licht. Denn der Advent ist die Zeit, in der mir mehr als
sonst bewusst wird: es gibt noch manch Dunkles in meinem Leben, und ach
soviel Dunkles in der Welt, von dem ich hoffe, dass es sich einmal auflöst.
Ich muss also meine Sehnsucht nach Licht und menschlicher Nähe und Wärme
nicht scheu unterdrücken. Ich darf sie zulassen, ich darf ihr Raum geben -
und dann einmal schauen, was daraus wird. Und vielleicht selber ein Licht
anzünden durch ein gutes Wort, eine mutige Tat. In unserer Umgebung herrscht
ja soviel Kälte und Dunkelheit, sodass es uns selber oft fast ablöscht. Aber
wir dürfen getrost sein: Die Dunkelheit der ganzen Welt vermag nicht das
Licht einer einzigen Kerze auszulöschen. Und nach einem anderen Sprichwort
ist es tausendmal besser, ein Licht anzuzünden als über die Dunkelheit zu
schimpfen.
Für wen kann ich heute ein Licht anzünden durch ein freundliches Lächeln,
ein ehrliches Lob, ein aufmunterndes Wort?
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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