Weg-Wort vom 25. März 2009
Fasten reinigt unsere Seele
Gestern habe ich mein Fahrrad vom Winterschmutz befreit, gereinigt, geölt
und für die erste grössere Ausfahrt bereit gemacht. Es warten noch der
Gartenschrank, die Garage und vor allem der Keller, die einen Frühlingsputz
dringend nötig haben.
Auch unsere Seele bedarf von Zeit zu Zeit einer umfassenden Reinigung.
Alltagstrott, schlechte Gewohnheiten, eingeschlichene Lauheit, aber auch
Widerstände, Verletzungen und Unerledigtes haben da ihre Spuren
hinterlassen: Allerlei Unrat sowie verkrustete innere Strukturen belasten
unsere Seele, halten sie gefangen und drohen sie zu ersticken.
Die Fastenzeit ist eine gute Gelegenheit, unsere Seele gründlich zu
reinigen. Beim ganzheitlichen, nicht nur körperlichen Fasten, das ein
einfacheres und bewussteres Leben einschliesst, lassen wir alles beiseite,
was Verwöhnung und Überfluss, was nicht notwendig ist. Solches Fasten vermag
den Schleier wegzunehmen, der über unserer Seele, über unseren Gedanken und
Gefühlen liegt. Denn Fasten schärft den Blick fürs Wesentliche.
Wir werden dabei mit unserer inneren Wahrheit konfrontiert: mit all dem
Ärger, der in uns steckt, mit den unterdrückten Gefühlen und Ängsten, mit
unseren unerfüllten Wünschen und Bedürfnissen, mit der Langeweile, der Leere
und der Ungeduld, mit unserer Gier, Enttäuschung und Wut.
Wer sich aber diesen inneren Dämonen stellt und mit ihnen ringt, der
reinigt seine Seele. Er befreit sie von unnötigem, belastendem und die freie
Sicht versperrendem Ballast. Er wird dabei früher oder später auch den
inneren Engeln begegnen, die da sind: Freude, Zufriedenheit,
Wahrhaftigkeit, Glück, Zuversicht, Gemeinschaftssinn, Erfüllung, Liebe.
Fasten reinigt unseren Geist und unsere Seele. Es hilft uns, das Wesentliche
vom Unwesentlichen zu unterscheiden. Es schärft die Aufmerksamkeit für die
Wunder des Alltäglichen und für die eigene Wahrheit, für das besondere
Geheimnis eines jeden Menschen, der uns begegnet, und für die Spuren des
Göttlichen in unserem Leben.
Wir wünschen Ihnen einen guten und gesegneten Tag!
Die Seelsorger und Seelsorgerinnen der Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Beat Schlauri, Susanne Wey
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