Weg-Wort vom 8. Februar 2012
Josephine Bakhita
Haben Sie den Namen Josephine Bakhita schon gehört? Mir ist er vor kurzem
zum ersten Mal begegnet.
Sie wurde im Jahr 1869 im Sudan geboren. Schon als Kind wurde sie von
Sklavenhändlern geraubt. Zynisch gab man ihr den Namen Bakhita (Du hast
Glück gehabt). Bis im Jahr 1885 wurde sie fünfmal verkauft und denkbar
schlecht behandelt. Sie kam dann in die Hände des italienischen Konsuls, der
sie mit nach Italien brachte, wo sie Kindermädchen wurde. Sie lernte den
christlichen Glauben kennen, wurde in die Kirche aufgenommen und auf den
Namen Josephine getauft. Mit Hilfe der Oberin durfte sie im Kloster, in dem
sie untergebracht war, bleiben. Erst 1920 wurden offiziell schwarze Frauen
in katholischen Orden zugelassen, sie aber konnte auf Fürsprache des
Kirchenoberhauptes von Venedig (Giuseppe Sarto, der spätere Papst Pius X.)
schon 1891 in den Orden eintreten. Papst Johannes Paul II. hat sie am 1.
Oktober 2000 heiliggesprochen. Er nahm die Heiligsprechung zum Anlass, die
Gesellschaft zu ermahnen, Gewalt und Unterdrückung von Mädchen und Frauen
nicht länger zu dulden. Heute am 8. Februar ist ihr Gedenktag.
Und die Moral von der Geschichte?
Der Name Du hast Glück gehabt hat dem Mädchen sehr spät doch noch Glück
gebracht?
Es gab immer schon Frauen und Männer, die der Zeit voraus waren. Wie sonst
wäre es möglich geworden, dass sie im Orden aufgenommen wurde, obwohl
schwarzen Frauen dies noch verwehrt war.
Und ist es nicht so, dass die Kirche von sich selber, von ihren eigenen
Leuten immer wieder lernen könnte? Im Jahr 2000 hat Papst Johannes Paul II.
aufgerufen, Mädchen und Frauen nicht länger zu unterdrücken. Und 12 Jahre
später sind wir in der Kirche und in der Welt kaum weiter. Wir brauchen also
dringend mehr Josephine Bakhitas und Männer und Frauen, die der Zeit voraus
handeln. Menschen, die sich gegen jede Art der Unterdrückung und Gewalt
einsetzten.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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