Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 10. März 2016
Was glaub ich eigentlich?
Immer wieder taucht diese Frage auf. Entweder wird sie an mich herangetragen
oder ich stell sie mir selber: Was glaube ich eigentlich?
Welche Form und Farbe hat mein Glaube? Wie mal ich ihn, wie sing ich, wie
formuliere ich ihn. Wie leb ich ihn in meinem Alltag, in meinem Beruf, in
meinem politischen und sozialen Alltag, wie leb ich ihn in meiner Freizeit?
Ist er da, wirksam, spürbar, auch für andere erkennbar? Ha, da ist jemand,
der glaubt etwas.
Eines weiss ich schon vor allen Fragen, die noch kommen: Sollte mein Glaube
mich so verformen, dass ich bereit wäre mir oder andern Gewalt anzutun, dann
wollte ich nichts mehr mit ihm zu tun haben. Ein solcher Glaube, oder ein
solcher Gott, der dahinter steckte, wäre überhaupt nichts für mich.
Ich habe also schon vor allen Fragen gewisse Ansprüche an meinen Glauben.
Zum Frieden sollte er mich leiten, zu Gerechtigkeit mich führen, die
Schöpfung bewahren helfen.
Tut er das? Oder sind das nur schöne Worte, mit denen es sich gut hausieren
lässt?
Dass nicht nur Kirchen und Kirchgemeinden sich der Frage stellen müssen,
sondern auch jeder Einzelne, versteht sich von selbst. Und das wiederum
verbinde ich stark mit der Tradition, in der aufgewachsen bin und in der ich
als Mensch lebe: Es ist für mich ein Aspekt reformierten Glaubens, dass ich
selbst dafür einzustehen habe. Dazu kommt, dass einer für mich einsteht, für
mich eingestanden ist, und immer für mich einstehen wird. Ich werde mich
noch weitere Male fragen, was ich glaube und wie sich mein Glaube auf meine
Umwelt auswirkt. Und manchmal habe ich das Gefühl, das mein existentielles
Fragen erst jetzt recht beginnt. Ich bin neugierig, auf Antworten oder auch
weitere Fragen, die ich finde und auch auf die, die sich mir in den Weg
stellen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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