Weg-Wort vom 1. Juli 2010 Glückspilz oder Pechvogel, wer weiss? Gehören Sie zu den Menschen, denen schon am Morgen das erste Missgeschick passiert? Beim Verlassen der Wohnung fällt die Tür ins Schloss, und drinnen steckt der Schlüssel! Zweite Szene: Im Zug kommt der Kondukteur. Sie wollen das Billett aus der Tasche holen, aber es ist nicht drin! Endlich im Büro angekommen, stellen Sie mit Schrecken fest, dass Sie etwas Wichtiges zuhause vergessen haben. Oder: Sie fahren mit dem Auto aus der Tiefgarage, da passiert es. Sie übersehen einen Pfosten. Die Beule im Kotflügel wird garantiert teuer. Sie fragen sich: Warum passiert das ausgerechnet mir, immer nur mir? Ich bin einfach der geborene Pechvogel. Alle anderen haben Glück im Leben. Erfolg, eine tolle Arbeitsstelle, ja sogar ein Lottogewinn fliegt ihnen nur so zu. Sie sind gesund, erfolgreich, haben eine super Familie, Freunde. Alles bestens. Nur an mir geht das Glück spurlos vorüber… Es ist eine Frage der Lebenseinstellung, wenn wir ständig solche Gedanken mit uns herumschleppen. Da tut die chinesische Geschichte ganz gut, weil sie vielleicht unsere Haltung und unsere Wahrnehmung verändern hilft: Ein alter Bauer hatte ein altes Pferd für die Feldarbeit. Eines Tages entfloh das Pferd in die Berge, und als alle Nachbarn sein Pech bedauerten, sagte der Bauer: „Pech? Glück? Wer weiss?“ Eine Woche später kehrte das Pferd mit einer Herde Wildpferde aus den Bergen zurück, und die Nachbarn gratulierten dem Bauern wegen seines Glücks. Seine Antwort war: „Glück? Pech? Wer weiss?“ Als der Sohn des Bauern eines der Wildpferde zähmen wollte, fiel er vom Rücken des Pferdes und brach sich ein Bein. Alle hielten das für grosses Pech. Nicht jedoch der Bauer, der nur sagte: „Pech? Glück? Wer weiss?“ Ein paar Wochen später marschierte die Armee ins Dorf und zog jeden tauglichen jungen Mann ein, den sie finden konnte. Als sie den Bauernsohn mit seinem gebrochenen Bein sahen, liessen sie ihn zurück. War das nun Glück? Pech? Wer weiss? Mit freundlichen Grüssen Ihre Bahnhofkirche (c) Bahnhofkirche Roman Angst, Toni Zimmermann Iris Daus, Rolf Diezi info(a)bahnhofkirche.ch www.bahnhofkirche.ch