Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 28. Juli 2015
"Netz-Diät gegen Bequemismus"
Ich habe es auf mich und alle andern Handy-Benutzer abgesehen, die in so
demütig gebeugter Haltung auf ihr Gerät fixiert sich durch die Welt bewegen.
Nichts sehen ausser den Bildschirm vor der Nase: Das ist kein Beten, sondern
ein Einüben von Kurzsichtigkeit, die dann in allen Lebenslagen angewandt
werden kann. Früher sagte man, dass einer nicht über seine Nasenspitze sehen
und denken kann, jetzt gehts ein bisschen weiter: Heute kann man sagen,
dass einer nur bis zum Bildschirm seines Handys sehen kann. Nur so weit
sehen, wie der Bildschirm entfernt ist, das ist nicht einmal eine Armlänge -
aber es ist bequem, so einfach und bequem.
Was ich dagegen habe, eigentlich nichts: Ich habe es auch gern bequem. Aber
dass mich dieses Bequem dazu verleitet, nicht weiter zu sehen, nicht weiter
zu denken als bis zum Bildschirm meines Handys, das ärgert mich doch auch.
Und dass ich das Weiterdenken nicht verlerne, muss ich einen neuen Umgang
lernen. Und den predigen alle.
Nicht die Medien seien das Problem, sondern unser Umgang damit. Aber wie
soll einer in einer 24-Stunden-Gesellschaft, die keine Pause kennt, einen
neuen Umgang lernen, wie in einer Sucht-Gesellschaft einen suchtfreien
Umgang mit irgendwas lernen? Nicht ganz einfach, aber es kann gelingen.
Wir wissen es ja und viele von uns üben es auch ein, Unterbrüche in den
Alltag einzubauen: Religiöse oder auch säkulare Besinnungszeiten, angefangen
beim Yoga über Meditation, Gebet, Klosteraufenthalte, Spazieren mit dem
Hund, Joggen, Wandern bis zum sonntägliche Gottesdienst, helfen uns uns
einzumitten.
Ein Philosoph wendet für sich eine Art "Netz-Diät" an. An der Kasse bezahlt
er bar, das Handy liegt mindestens einen Tag pro Woche brach und sonst
braucht er es nur zum Tele-fonieren. Es tut einmal ihm gut und zum andern
kann er seine virtuelle Identität bei den elektronischen Grossunternehmen
ein bisschen verdunkeln. Damit verzichtet er nicht nur, sondern gewinnt
vielmehr ganz neue Lebensqualität.
Was halten sie davon? Verzicht als Gewinn, als Gewinn neuer Lebensqualität
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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