Weg-Wort vom 6. März 2008
Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt,..(Matth.
7, 14)
Was macht man in einer Kirche, fragte mich ein junger Mann im Vorraum der
Kapelle. Unter seiner Kappe geschützt und mit hochgeschlagenem Kragen steht
er vor mir. Man betet, antworte ich. Darf ich in die Kirche hineingehen
, fragte er weiter. Ich ermunterte ihn hineinzugehen und später sah ich,
wie er in der Bibel las. Was ihn bewogen hat, die Bahnhofkirche zu betreten,
weiss ich nicht. Es spricht für ihn, dass er es wagte auch durch die zweite
Türe zu gehen.
Es gibt Türen, die stehen einladend offen. Andere öffnen sich von selbst,
wenn wir uns ihnen nähern. Kirchentüren aber muss man oft selber aufstossen.
Im Alltag eilen wir meist auf breiten Wegen und gehen durch offene Türen.
Kaum eine Schwelle behindert unser Vorwärtskommen. So nehmen wir den
Übergang von aussen zu innen kaum war. Es gibt besonders schützenswerte
Räume und die liegen hinter verschlossenen Pforten. Will man dort hinein,
muss man anklopfen und warten bis jemand öffnet. Ich denke dabei an Klöster.
Aber auch vor fremden Wohnungstüren wartet man, bis einem geöffnet wird.
Wird man eingelassen, wird die Türe hinter einem wieder geschlossen.
Eine enge Pforte führe ins Leben, schmal sei der Weg auf dem wir dahin
finden, sagt unser Vers. Wer ins von Jesus verheissene wahre Leben findet
hat Anteil am Himmelreich. Das Evangelium sagt, dass wir das Himmelreich
mitten unter uns finden. Gemeint ist das Leben, zu dem uns Jesus einlädt,
das wahrhaft erfüllte Leben. Wollen wir dahin gelangen, müssen wir durch die
enge Pforte. Doch auf dem Pfad der dorthin führt, kommt man nur langsam
voran. Man muss Stolpersteinen ausweichen, mühsam steile Strecken
überwinden, an gefährlichen Abgründen vorbei. Man kommt nur dann sicher
voran, wenn man genügend weit sieht.
Wer an der Tür zum Himmelreich auf Erden anklopft, weiss nicht, was sie oder
ihn hinter der Pforte erwartet. Denn die Mauern sind hoch und versperren den
Aussenstehenden die Sicht. Es heisst aber, man sei dort willkommen und werde
freundlich empfangen. Das Leben dort sei das Beste, dass man sich auf Erden
wünschen kann.
Der junge Mann kam in die Kirche. Er musste durch zwei Türen hindurch. Was
er für sich gefunden hat, wissen wir nicht. Aber wir wissen, er hat den
schmalen Weg gewählt. Möge er ihn weiter gehen, bis er ins Himmelreich auf
Erden findet. Gott sei mit ihm.
© Bahnhofkirche
Hauptbahnhof Zürich
www.bahnhofkirche.ch
Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Susanne Wey
Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche