Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 27. Dezember 2019
Keimzellen des Vertrauens
Der Sonntag zwischen Weihnachten und Neujahr ist der Heiligen Familie
gewidmet. Jesus, Maria und Josef galten stets als Ideal und Vorbild für die
Familie. So werden Familien als Keimzellen des Glaubens angesprochen:
Erlebten Kinder nicht von den Eltern christliche Werte und Glaubensvollzüge,
dann seien die Voraussetzungen für Religionslehrpersonen und
Pfarreimitarbeitende schlecht, ihnen etwas davon auf ihren Lebensweg
mitzugeben.
Das Idealbild der Familie hat seine Selbstverständlichkeit verloren. Eltern,
die zusammen bleiben, sind heute in der Minderheit. Wir begegnen
verschiedensten Formen von Ein-Eltern-Familien und Patchwork-Familien mit
Kindern aus verschiedenen Verbindungen. Und es hilft nichts, dies zu
beklagen.
Die Familie Jesu war auch nicht so ideal, wie romantische Bilder es
darstellen. Sie erlebte einen äusserst schwierigen Start mit Marias
vorehelicher Schwangerschaft, der frühen Entwurzelung und Flucht vor
Verfolgung. Später hat sich Jesus von seiner Familie zumindest zeitweise
abgesetzt und die Schar seiner Nachfolgenden als neue Familie angesprochen.
Familie ist mehr als Gemeinschaft von Vater, Mutter und Kindern. Auch Jesus
wuchs im Umfeld einer grösseren Gemeinschaft und Sippe auf. Um ein Kind
grosszuziehen braucht es ein ganzes Dorf, sagt ein Sprichwort aus Afrika.
Keimzellen des Glaubens nicht im Sinn eines Bekenntnisses, sondern als
tiefes Vertrauen in das Leben und das Getragen-Sein durch Gott können alle
Arten von Gemeinschaft sein, in der sich junge Menschen ernstgenommen
fühlen, in der ihnen etwas zugetraut wird, in der sie auch scheitern dürfen
und trotzdem bejaht sind. Dazu können wir alle beitragen.
Heilige Sippe von Hans Thomann, um 1515
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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