Weg-Wort vom 8. November 2006
In allem die Liebe
Einmal im Monat besucht er seine Mutter im Altersheim. So viel müsse schon
sein, meint er. Einige Male im Jahr geht sie mit an die Geschäftsanlässe
ihres Mannes. So viel liege gerade noch drin, meint sie.
Wir erleben täglich Situationen, wo wir uns mehr oder weniger wohl fühlen.
Wir kennen viele Tätigkeiten, die für uns eher Pflichtübungen sind, die halt
gemacht werden müssen. Die wir möglichst rasch hinter uns bringen wollen.
Die Frage ist allerdings, wie sehr diese unliebsamen Dinge unser Leben,
unsern Alltag prägen und beeinflussen. Denn zu viel davon ist wie in
vielen andern Bereichen auch eher ungesund:
Pflicht ohne Liebe macht verdriesslich.
Verantwortung ohne Liebe macht rücksichtslos.
Gerechtigkeit ohne Liebe macht hart.
Freundlichkeit ohne Liebe macht heuchlerisch.
Klugheit ohne Liebe macht kleinlich.
Ehre ohne Liebe macht geizig.
Glaube ohne Liebe macht fanatisch.
Ein Leben ohne Liebe ist sinnlos.
(Quelle unbekannt)
Die Liebe aber vermag selbst das Unangenehme, das Störende und Unliebsame
sanft und leise zu verändern. Weil sie ganz da ist, ganz gegenwärtig. Weil
sie in allem das Wesentliche sieht. Weil sie mit einem wohlwollenden Herzen
gut sieht. Weil sie in allem das Beste anzusprechen vermag.
Für Mutter Teresa kommt es nicht darauf an, wie viel wir tun, sondern wie
viel Liebe, wie viel Aufrichtigkeit, wie viel Glauben wir in unser Tun legen
.
Mit der Liebe wird aus einer Verpflichtung meine persönliche Verantwortung,
mein persönliches Engagement. Die Liebe erweitert die Gerechtigkeit mit
Barmherzigkeit und lässt die Klugheit zur Weisheit werden. Die Liebe erst
erfüllt das Leben mit Sinn mit Freude und Glück.
Für den Apostel Paulus ist die Liebe das Grösste (nach 1Kor 13):
Wenn ich die Sprachen aller Menschen spreche, aber ich habe keine Liebe
dann bin ich doch nur ein dröhnender Gong oder eine lärmende Trommel.
Wenn ich alle Erkenntnis besitze, aber ich habe keine Liebe dann bin ich
nichts.
Und wenn ich all meinen Besitz verteile, aber ich habe keine Liebe dann
nützt es mir nichts.
Auch wenn alles einmal aufhört die Liebe wird niemals vergehen.
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Hauptbahnhof Zürich
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