Weg-Wort vom 6. August 2008
Sich von Gott beschenken lassen
Wir kennen sie alle, die Menschen, die nur für ihren Beruf leben: Rund um
die Uhr scheinen sie zu arbeiten, 70, 80 Stunden die Woche, immer auf dem
Sprung, immer das Handy am Ohr und den Blick auf die Uhr. Ein Termin jagt
bei ihnen den nächsten, egal ob sie beruflich oder privat unterwegs sind,
immer unter Stress, oft am Rand des Herzinfarkts.
Wie es meinem Gesprächspartner nun persönlich geht, erfahre ich nicht. Auch
auf Nachfrage nicht. Er arbeitet nicht in einem Geschäft, er ist das
Geschäft. Als Mensch, als einfache Person, als Ehemann oder Vater, als Mann
mit Gefühlen, Ideen und Vorlieben gibt es ihn gar nicht mehr. Nur noch als
Geschäftsmann. Er und der Betrieb sind eins.
Schrecklich. Und traurig, wenn ein Mensch so ganz und gar in seiner Funktion
verschwindet. Als Mensch ist er an seiner Arbeit gescheitert, denn nicht er
hat Arbeit, sondern die Arbeit hat ihn, mit Haut und Haaren. Er kann nicht
mehr trennen zwischen sich und dem Betrieb. Er weiss nicht mehr, wer er
selbst ist. Und wer er durch seine Arbeit ist. Letztlich hat er den Sinn
seines Lebens verfehlt. Oder erscheint Ihnen ein Dasein, das nur aus
Bilanzen, Soll und Haben besteht, lebenswert?
Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als dass ein
Reicher ins Reich Gottes kommt! Das sagt Jesus zu einem Geschäftsmann. Wir
alle müssten entsetzt sein, denn das ewige Leben bliebe uns ja bestimmt
verschlossen. Jesus sagt damit: Bei den Menschen ists unmöglich, einen
dicken Faden durch ein kleines Öhr oder sogar ein Kamel durch ein Nadelöhr
zu quetschen. Aber nicht bei Gott. Gott schenkt allen, die das ernsthaft
wollen, einen Schatz im Himmel. Darauf dürfen wir vertrauen, wo wir auch
gerade stehen. Auch unser Geschäftsmann hat da noch eine Chance. Sie und
ich, wir dürfen uns auch von Gott beschenken lassen. Denn alle Dinge sind
möglich bei Gott.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Sr. Zoe Maria Isenring, Sr. Anna Affolter, Susanne Wey
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