Weg-Wort vom 14. Mai 2007
Das was grösser ist als wir
Der Klimawandel sorgt derzeit für heisse Köpfe: Er beschert uns offenbar
nicht nur einen Hochsommer im April, sondern erhitzt auch ganz gehörig die
Gemüter. (Edmund Arens)
Wir haben das Antlitz der Erde in relativ kurzer Zeit radikal verändert,
Ressourcen geplündert, Luft, Boden und Meer verschmutzt. Wir laufen Gefahr,
in das Geheimnis des Gleichgewichts des Lebens nachhaltig einzugreifen und
teilweise unwiederbringlich zu zerstören. Der folgende Text von Chiparopai,
einer weisen Yuma-Indianerin, lässt uns nachdenklich werden:
Woher wüssten wir, wie wir leben sollen, wenn wir nicht an etwas glaubten,
das grösser ist als wir? Wer würde uns lehren zu leben?
Wer sagt dem Baum, wann die Zeit kommt, seine kleinen Blätter auszutreiben?
Wer sagt den Drosseln da, dass es warm geworden ist und sie wieder nach
Norden fliegen können? Vögel und Bäume hören auf etwas, das weiser ist als
sie. Von sich aus würden sie es niemals wissen.
Oft sitze ich allein in der Wüste und schaue die Lilien an und all die
hübschen kleinen rosa Blüten und frage mich: Wer hat euch gesagt, dass es
Frühling ist und dass ihr blühen sollt? Und ich denke und denke nach, und
immer komme ich auf dieselbe Antwort. Das was grösser ist als wir, lehrt
alle Lebewesen, was sie tun sollen. Wir sind wie die Blumen. Wir leben und
wir sterben, und aus uns selbst heraus wissen wir nichts. Aber das, was
grösser ist als wir, lehrt uns lehrt uns, wie wir leben sollen. (1905)
Ist das geheimnisvolle Verschwinden der Bienen (teilweise mehr als die
Hälfte des Bestandes) ein Anzeichen für die Veränderung des Gleichgewichts
des Lebens? Wissen sie vielleicht den Weg ihres Überlebens nicht mehr?
Wir haben die Erde behandelt, als wäre sie unser Eigentum. Wir haben sie
fast grenzenlos benutzt für unsere grösstmögliche Entfaltung und die
Erfüllung all unserer Vorstellungen und Wünsche. Wir haben dabei
vergessen, dass die Welt nicht unser Werk sondern Gottes Schöpfung ist.
Das was grösser ist als wir lehrt alle Lebewesen, auch uns, die
gottgewollte Ordnung der Schöpfung mit dem ihr innewohnenden Gleichgewicht
des Lebens zu erhalten und nach ihr zu leben. Bei der Bewahrung der
Schöpfung geht es um ihre gerechte und ökologisch saubere Nutzung, um die
konkrete Lebensmöglichkeit für alle Menschen und für alle Geschöpfe auf der
ganzen Welt, um den dafür nötigen Frieden und sozialen Ausgleich.
Es braucht die Erwärmung unserer Herzen für die gesamte Schöpfung Gottes, um
der Erwärmung des Klimas Einhalt zu gebieten.
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Hauptbahnhof Zürich
Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Susanne Wey
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