Weg-Wort vom 2. September 2013
Mutmacher
Mit einem Lächeln auf dem Gesicht berichtet er mir, wie er vom Arzt erfahren hat, dass es
ganz schlecht aussieht. Eine Chemotherapie sei nicht mehr möglich. Es dürften wohl nur
noch ein paar Monate sein, die er zu leben habe.
Dann berichtet er, warum er zu mir gekommen ist. Direkt nach der Mitteilung des Arztes
habe er viele Gespräche mit Angehörigen und Freunden gehabt. Und zwei Fragen seien immer
wieder aufgetaucht: "Was ist mein Halt jetzt und im Sterben? Und: Was tue ich in der
Zeit, die mir noch bleibt?"
Für die Antwort auf die erste Frage habe er nicht lange suchen müssen. "Ich glaube an
Gott und gebe ihn in dieser Situation nicht auf." Das habe sich bis jetzt mehr als
bewährt.
Die Suche nach seiner Antwort auf die zweite Frage habe dann mehr Zeit in Anspruch
genommen. Dann aber sei ihm eine Geschichte in die Finger geraten, die ihm die Antwort
gegeben habe. Und das ist die Geschichte:
Ein Mann war auf der Wanderung durch den dichten Dschungel. Plötzlich sprang ein Tiger aus
dem Gebüsch. Der Mann rannte davon, doch das wilde Tier folgte ihm. Der Mann rannte und
rannte. Er kam an eine Klippe. Dort ergriff er in seiner Verzweiflung eine wilde Weinrebe
und sprang über den Rand. Nun hing er an der Weinrebe, voller Angst. Unter ihm konnte er
auch noch einen zweiten Tiger entdecken, der nach oben zu ihm hinauffauchte und nur darauf
wartete, ihn fressen zu können. Über ihm stand der andere Tiger und starrte ihn aus gelben
Augen grimmig an. Die Weinrebe gab ein Stückchen nach und der Mann konnte sehen, dass sie
kurz davor war, zu reissen. Dann fiel sein Blick auf eine saftige Weintraube gleich vor
seiner Nase. Während er sich mit der einen Hand weiter festhielt, pflückte er sich eine
Traube und steckte sie in den Mund. Wie köstlich sie schmeckte!
"Darum bin ich bei ihnen vorbei gekommen. Erzählen sie den Menschen, dass es sich
lohnt, immer lohnt, ganz im Augenblick zu leben!" Dann bedankte er sich und ging.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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