Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 21. Mai 2015
Unaufgeregter Gottesdienst
Spüre ich das Alter, bin ich sonst nicht mehr up to date oder komme ich von
einem andern Stern. Ich weiss, dass ich mit 60 die jugendlichen Sturm- und
Drang Jahre hinter mir habe. Ich habe sie hinter mir, auch dann noch, wenn
ich beim Schreiben dieser Worte Udo Jürgens höre: Mit 66 Jahren, da fängt
das Leben an. Mit 66 Jahren, da hat man Spass daran. Mit 66 Jahren, da kommt
man erst in Schuss. Mit 66 Jahren, ist noch lang noch nicht Schluss
Ich brauche das nicht. Wie überflüssig kommt mir die Suche nach dem
ultimativen Kick vor: Der soll das Leben erst lebenswert machen? Es ist die
laute, immerwährende, pausenlose Kick-Sucherei, die uns in atemloser Hast
ins Nirgendwo rennen lässt. Viele von uns kennen ja noch den VW und seinen
Ruf: Er läuft und läuft und läuft. Aber selbst der braucht hie und da eine
Tankstelle, einen Oelwechsel, einen Service. Handys sind im Dauerbetrieb,
aber auch deren Akku ist einmal leer. Wenn wir mal nicht aufgepasst haben
und den Akku über Nacht aufgeladen oder sonst ein externes Ladegerät
(Neudeutsch: Charger) bereit haben, dann geht die Suche nach einer Steckdose
los; so, als ob unser Leben dran hinge. Wir lassen auftanken, und diese Zeit
ist fast wie verloren. Sie nervt, aber wir wissen, der Tank muss voll sein,
das Handy geladen, damit wir wieder zum Leben erwachen.
Tank-Zeit, Auflade-Zeit gönnen wir uns die auch? Nicht nur den knappen
Schlaf in der Nacht. Gottesdienst und Gebet können solche Zeiten werden,
weil wir da für uns und mit andern sind, ganz auf uns selber konzentriert
mit dem ganz Anderen im Gespräch. Tank-Zeit, sich füllen lassen, mit einem
Kraftstoff, der von aussen kommt, der es mir ermöglicht, mein Leben zu
gestalten, zu lachen und zu weinen, zu tanzen und zu singen, zu arbeiten und
auszuspannen. Tank-Zeit ist nichts Aufregendes, nichts Bombastisches,
nichts, das den ultimativen Kick liefert. Tank-Zeit, Kraft von aussen, ist
so unscheinbar und alltäglich, dass wir sie oft vergessen und unsere Seele
verhungern lassen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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