Weg-Wort vom 29. April 2013
Sich auf Gott einlassen
Vielleicht haben sie diesen Film auch gesehen: "Das Leben der Anderen"? Es ist
eine Stasi-Geschichte: ein überzeugter und linientreuer Stasi-Offizier hört die Wohnung
eines Künstlerpaares ab. Einfach alles hört er: Liebe und Streit, Belanglosigkeiten und
politisch Brisantes. Immer weniger Distanz kann er halten zu diesem Paar und zu der
Künstlerwelt, in der sie leben. Immer faszinierter ist er. Immer grössere Sympathien
entwickelt er.
Darum gibt er dann entscheidende Informationen nicht weiter. Er schützt die belauschten
Verdächtigen. Heimlich wird er, der staatstreue Sozialist, zum Komplizen der
"Anderen".
In einer Szene des Filmes sagt ein mächtiger Parteifunktionär: "Sie denken, die
Menschen können sich ändern? Glauben Sie mir: die Menschen ändern sich nicht!"
Alle, auch alle in den Kino- und Fernsehsesseln, wissen, dass er Recht hat - wir alle
wissen es, weil wir unsere Erfahrungen haben mit dem Leben und mit uns selbst. Wir wissen
es, weil wir es immer so gedacht haben und alle klugen Leute es uns immer so gesagt haben:
die Menschen ändern sich nicht.
Und hier, in diesem Film? Hier ändert sich nun einer. Auf grausame, unerbittliche Art hat
er zu Beginn des Filmes einen Verdächtigen vernommen - und nun weint er, als aus der
abgehörten Wohnung Klaviermusik dringt.
Die Musik, die Gedichte, die Träume und Gespräche, die Zärtlichkeiten und die Zweifel der
"Anderen" ziehen Kreise, Kreise bis zu ihm. Ergriffen wird er schliesslich von
diesen Kreisen und kann nicht mehr der bleiben, der er war.
So ist es auch, wenn wir uns auf Gott einlassen!
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich
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