Weg-Wort vom 6. Mai 2013
Spurensuche
Ich habe Spuren des Frühlings gefunden. Die Apfelbäume blühen und der
Flieder duftet und leuchtet.
Ich habe Spuren meiner Grossmutter gefunden. Weingläser von ihr und eine
"alte Ansichtskarte", die sie mir geschrieben hat, sind aufgetaucht.
Ich habe Spuren von Wildtieren gefunden. Auf einem Waldspaziergang habe ich
Wildschweinspuren entdeckt.
In meinem Leben bin ich immer wieder auf Spurensuche.
Wie und wo finde ich die Spuren Gottes?
Gottesbeweise wollten schon viele Menschen erbringen. Genauso gab es
Philosophen, die die Nicht-Existenz Gottes beweisen wollten.
Brauche ich einen Gottesbeweis? Thomas der Zwilling oder Ungläubige, wie man
ihn auch nennt, wollte greifen, um zu begreifen. Auch mir würde es einfacher
gehen zu glauben, wenn ich das Unfassbare fassen könnte - vielleicht.
An Gott glauben heisst, Gott erahnen, Gott erhoffen, Gott vertrauen aber
nicht Gott beweisen, Gott wissen.
Und wie sehen dann meine täglichen, kleinen "Gottesbeweise " aus? Wo erahne
ich Gott? Wo vertraue ich IHM?
Das Erwachen der Natur im Frühling! Die gelungene Konfliktlösung! Das
Zwitschern der Vögel am Morgen, wenn ich noch verschlafen nach der
Kaffeetasse taste! Das Lachen auf dem Gesicht des Arbeiters, der die
Abfalleimer leert! Der Zugsausfall, der mich ins Gespräch bringt mit einem
Pendlerkollegen! Die Begegnung mit der Spitalseelsorgerin!
Gott hat Spuren in meinem Leben hinterlassen! Das ist mir Gottesbeweis
genug. Das spornt mich an, auf Spurensuche zu bleiben. Ich bin gespannt,
welche Spuren ich als nächstes finde. Ich bin sicher, sie führen mich zu
Gott.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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