Weg-Wort vom 16. August 2010
Göttlicher Tanz
Letzthin habe ich vor einer bunten Blumenwiese den Schmetterlingen
zugeschaut, wie sie von einer Blüte zur anderen flatterten. Manchmal aber
tanzten sie einfach nur leicht und beschwingt in der Luft herum, wie
absichtslos aus lauter Lust und Freude. Je länger ich diesem bunten Treiben
zusah, desto leichter und beschwingter wurde es mir ums Herz. Manchmal
erschien es mir, wie wenn ihr Tanz einer unhörbaren Melodie, einer geheimen
Musik folgte.
Kurz darauf las ich das folgende Gebet von Madeleine Delbrêl. Für sie ist
ein Leben aus dem Glauben heraus wie ein Tanzen mit Gott, nach der Musik
seines Geistes. Mir stellte sich dabei die Frage: Ist unser Leben vielleicht
oft eher eine Art Turnübung oder hören auch wir manchmal diese göttliche
Musik und lassen uns einfangen in das Tanzen Gottes mit uns, in dem wir ganz
eins werden?
Eines Tages, als du ein wenig Lust auf etwas anderes hattest,
hast du den heiligen Franz erfunden und aus ihm deinen Gaukler gemacht.
An uns ist es, uns von dir erfinden zu lassen,
um fröhliche Leute zu sein, die ihr Leben mit dir tanzen.
Um gut tanzen zu können mit dir oder auch sonst,
braucht man nicht zu wissen, wohin der Tanz führt.
Man muss ihm nur folgen,
darauf gestimmt sein, schwerelos sein,
und vor allem: man darf sich nicht versteifen.
Man soll dir keine Erklärung abverlangen,
über die Schritte, die du zu tun beliebst,
sondern ganz mit dir eins sein
und lebendig pulsierend einschwingen
in den Takt des Orchesters, den du auf uns überträgst.
Man darf nicht um jeden Preis vorwärtskommen wollen.
Manchmal muss man sich drehen oder seitwärts gehen.
Und man muss auch innehalten können
oder gleiten, anstatt zu marschieren.
Und das alles wären ganz sinnlose Schritte,
wenn die Musik nicht eine Harmonie daraus machte.
Wir wünschen Ihnen einen guten und gesegneten Tag!
Die Seelsorgenden der Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
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