Weg-Wort vom 15. März 2012
Gier
Sie kennen doch sicher das Sprichwort: "Eher geht ein Kamel durch ein
Nadelöhr als ein Reicher in das Reich Gottes." Es steht in den Evangelien
(zB Markus 10,25). Man hat sich da und dort Gedanken über die klare Aussage
gemacht und auch gefragt, ob vielleicht das Nadelöhr ein bestimmtes Tor in
Jerusalem gewesen sei, so wie der Zugang zur Geburtskirche in Bethlehem so
klein gemacht worden ist, dass man sich bücken muss und ein Pferd sich durch
robben müsste. Oder ist wirklich das gemeint, was gesagt ist? Reiche und
Reich Gottes vertragen sich schlecht, schliessen sich eigentlich aus. Ja,
ist doch logisch, hast du da alle Herrlichkeit auf Erden, brauchst du sie
sonst nicht mehr.
Es bleibt ein hartes Wort, vor allem für Reiche. Und es ist so gemeint, wie
es gesagt ist. Unterstützt werde ich in dieser Meinung von einer
Untersuchung, die US-Forscher im Fachmagazin PNAS (Proceedings of the
National Academy of Science) veröffentlicht haben. Ich zitiere aus dem TA
vom 28.2.12, Seite 12: "Reiche haben weniger Moral" Laut der Studie sei das
kein Vorurteil, sondern bittere Realität.
"Reiche Menschen sind eher dazu bereit, moralische und andere Regeln zu
brechen. Sie finden weniger als ärmere Menschen etwas dabei sich zu nehmen,
was sie wollen." und "Reiche Menschen in teureren Autos verletzen die
Verkehrsregeln eher als Fahrer von Mittelklassewagen. Mehr noch: Angehörige
der Oberschicht lügen und mogeln laut der Studie auch eher als Mitglieder
unterer sozialer Schichten. Die Begründung der Forscher: Reiche Leute haben
eine positivere Einstellung zur Gier."
Es ist beruhigend zu wissen: Dass Reichtum korrumpiert, ist kein Vorurteil,
kein "irgendwie mein Eindruck", sondern wissenschaftlich belegt. Damit wird
das Bibelwort in seiner Schärfe unterstützt. Es könnte zu politischem Profil
gehören, Reiche zB durch Steuern von so viel Geld zu befreien, dass sie ihre
Moral wieder entdecken. Die Frage darf auch gestattet sein: Wohin gehören
wir "Schweizer Durchschnittsmenschen" im Blick auf die ganze Welt?
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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