Weg-Wort vom 3. Januar 2008
Ein Stern voller Bedeutung und Verheissung
Am nächsten Sonntag, dem 6. Januar, feiern wir das Fest der sogenannten Drei
Könige. Erst die Tradition hat sie zu Königen gemacht. Die Bibel spricht von
drei Magiern, drei Sterndeutern, die sich im Fernen Osten aufgemacht haben,
um dem neugeborenen König zu huldigen (vgl. Mt 2,1-12). Sie berufen sich auf
eine astronomische Erscheinung, auf einen besonderen Stern, den sie im
Morgenland gesehen hätten.
Was hat wohl diese Männer bewegt, bloss durch ein Zeichen am Himmel ihre
Heimat im Osten zu verlassen und einer nur spurenhaft erkannten Richtung zu
folgen? Müssen die drei Männer in dieser innerweltlichen Erfahrung nicht
auch eine andere, eine religiöse Erfahrung gemacht haben? Das Licht des
Sternes wurde für sie voller Bedeutung und Verheissung. Durch dieses
innerweltliche Zeichen haben sie eine Ahnung von etwas bekommen, das nicht
von dieser Welt ist. Dadurch ist in ihnen eine Suche nach diesem Anderen
geweckt worden, und sie haben sich auf den Weg gemacht.
Und die Ahnung von etwas Aussergewöhnlichem erweist sich als richtiger als
die Unbeweglichkeit aller, die sich vom Stern nicht bewegen liessen. Der
Stern, der sie in Bewegung gesetzt hat, führt sie schliesslich zu einer
deutlicheren Gotteserfahrung. Das erahnte Heilige und Göttliche bekommt ein
menschliches Gesicht. Sie erkennen, dass der eigentliche Stern nicht am
Himmel zu finden ist, sondern im Kind in der Krippe.
Vielleicht kennen auch wir Augenblicke im Leben, wo wir eine Ahnung vom
Göttlichen bekommen haben. Es können Momente sein, in denen wir in der
Grösse und Schönheit der Natur oder einer Beziehung die Anwesenheit Gottes
erahnen konnten. Oder vielleicht wurden wir einmal in einem
Schicksalsschlag, in Leiden und Misserfolgen Gottes ansichtig, so dass unser
Leben mehr Tiefgang bekam.
Von den drei Sterndeutern sagte der Jesuitenpater Alfred Delp: Suchende,
fahrende Menschen sind sie geworden, weil sie dem inneren Ruf und dem
äusseren Zeichen mehr glaubten als der sicheren und behaglichen
Sesshaftigkeit. Gibt es Erfahrungen in meinem Leben, in denen ich den
Aufbruch des Glaubens und die Verlockung zu einem anderen, vertiefteren
Leben wagte?
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Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
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