Weg-Wort vom 15. Dezember 2008
Leucht in meines Herzens Schrein
Nie scheinen Menschen so viel zu müssen wie in der Adventszeit! Dies muss
noch getan werden vor dem Fest, das noch gekauft, das nicht vergessen
werden. Und Onkel Albert und Tante Tina, - sonst, ja sonst was? Findet dann
das Weihnachtsfest nicht statt?
Eigenartig! Dabei unterscheidet uns Christen doch gerade das von den anderen
Religionen: Wir haben kein Gesetz, das wir erfüllen könnten oder müssten:
weder die fünf Säulen des Islam noch die über sechshundert Gebote der Tora,
noch den achtfachen Pfad der Buddhisten. Christus hat das Gesetz an unserer
Stelle erfüllt. Wir benötigen keinerlei spirituelle Techniken wie
Meditation, Imagination, Ekstase oder Trance, um jene innerste Zone, das
Heiligtum, zu erreichen. Wir beschreiten auch keinen der zahlreichen
Einweihungswege, haben keinen Guru und keinen menschlichen Initiator; denn
Christus hat die Prüfung für uns bestanden.
Wir können nur noch zustimmen. Das mag frustrierend oder gar demütigend
sein. Denn wir hätten doch gerne ein wenig Macht, ein wenig Anerkennung für
unsere Leistung, ein wenig mehr Kontrolle. Stattdessen sind wir eingeladen,
Gott, der Mensch geworden und für uns seinen Weg gegangen ist, die Treue zu
halten, wie er uns gegenüber die Treue hält, nicht nur in dieser Welt,
sondern auch durch das Tor des Todes hindurch in der jenseitigen.
Der ganz speziellen Ankunft unseres Retters sehen wir im Advent entgegen.
Und diese Zeit will von uns nicht mehr als das, was ein Herzensgebet, des
schlesischen Mystikers Angelus Silesius ausdrückt:
Morgenstern der finstern Nacht,
Der die Welt voll Freuden macht,
Jesulein,
Komm herein,
Leucht in meines Herzens Schrein.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Sr. Zoe Maria Isenring, Sr. Anna Affolter, Susanne Wey
info(a)bahnhofkirche.ch
www.bahnhofkirche.ch
www.offene-tuer.net
Blog:
http://blogs.ref.ch/bahnhofkirche.php