Weg-Wort vom 1. August 2013
Was feiern wir?
Die meisten der Raketen und Vulkane, die heute Abend die Nacht erhellen,
gehen nicht aus Dankbarkeit für unser Land in die Luft. Da geht es viel eher
darum, dass man das heute Abend darf, - und weil wir uns gerne mit Knall und
Farben inszenieren.
Zwar werden an den meisten Orten noch bewegte Reden zur Bundesfeier
gehalten. Aber wir feiern nicht mehr die Gemeinschaft und das gute Leben in
der solidarischen Eidgenossenschaft, sondern das eigene Vergnügen. Es wird
Party gemacht und nicht mehr festlich und besinnlich der Dankbarkeit über
Erreichtes, Stabiles und Mut machendes in unserem Land gedacht.
Darum geht es mir manchmal am 1. August wie vielen Tieren, vorab Hunden in
unserem Land. Ich leide ob der sinnlosen Knallerei und würde mich manchmal
am liebsten in den tiefsten Keller zurückziehen.
Dabei hätten wir allen Grund für stille und besinnliche Dankbarkeit. Wir
leben seit Jahren in einer - gemessen am Ausland - grossen Sicherheit und
Stabilität. Wir kennen die Wirtschaftskrise zwar auch, aber wir gehen auch
nicht schlecht damit um. Angst bestimmt nicht unseren Alltag. Wenn wir uns
interessieren, kundig machen und organisieren können wir bei allen wichtigen
Fragen des Alltages gut mitreden und mitbestimmen. Wofür andere mit allen
Mitteln kämpfen müssen, das haben wir, die Demokratie.
Natürlich ist bei uns auch nicht alles Gold. In vielen Punkten haben wir
deutliches Entwicklungspotential - im eigenen Land und dem Ausland
gegenüber. Es gibt auch den "hässlichen Schweizer, die hässliche
Schweizerin", die fremdenfeindlich, egoistisch und unsolidarisch sind. Da
haben wir alle noch viel zu lernen und neu zu gestalten.
Trotzdem, wir haben Grund zu feiern, nicht uns, aber unser Land, von dem wir
ein Teil sind, und das uns weiterhin braucht - aktiv, bescheiden und
solidarisch.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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