Weg-Wort vom 18. Dezember 2007
Geheime Wünsche
Haben Sie auch geheime Wünsche? Die vielleicht nur Sie selbst kennen? Oder
in die Sie höchstens die Ihnen nächststehenden Personen einweihen?
Hand aufs Herz! Wer träumt nicht manchmal vom Lottogewinn, um für einmal
aus dem Vollen schöpfen zu können. Oder um ein für allemal die finanziellen
Sorgen los zu sein.
Wer möchte nicht auch einmal bedeutend sein. Jemand, von dem man spricht,
der geachtet und sogar bewundert wird. Zumindest ein bisschen.
Wer hat nicht schon davon geträumt, Einfluss und Macht zu haben. Um die Welt
und die Menschen so zu verändern, wie er sie gerne hätte.
Manche Menschen schämen sich ihrer geheimen Wünsche und verbergen sie
nicht selten vor sich selber. Verdrängte Wünsche und Erwartungen aber
bestimmen unbewusst unser Denken und Handeln. Wir sind innerlich von ihnen
abhängig.
Andere setzen ihre volle Kraft ein, um ihre geheimen Wünsche zu
verwirklichen. Ihr ganzes Bestreben ist zum Beispiel ausgerichtet auf
Karriere, Geld, Ansehen, Einfluss und Macht. Sie glauben, darin ihre
Sinnerfüllung zu finden.
Weihnachten weist uns da in eine andere Blickrichtung! Denn Weihnachten
findet nicht oben statt, bei Grösse und Macht, bei Spektakel, Glanz und
Gloria. Solange wir nur dahin schauen, werden wir unseren Lebenssinn, werden
wir Gott nicht finden.
Weihnachten findet vielmehr im Kleinen statt, beim Kind in der Krippe. Es
lenkt unseren Blick auf das Unscheinbare. Es öffnet unsere Ohren für leisere
Töne. Gott wird uns geboren in den Kleinigkeiten des alltäglichen Lebens
seien sie noch so unbedeutend, armselig und voll von Mängeln.
Denn überall da, wo etwas aus selbstloser Liebe geschieht, wo wahre Liebe
lebt, wird Gott neu geboren.
Diese Liebe aber kommt selten lauthals und mit Spektakel daher. Sie wirkt
eher im Verborgenen, im Unscheinbaren: In einem guten Wort zur rechten Zeit.
Im verständnisvollen, anteilnehmenden Schweigen in schwerer Stunde. Im
achtsamen Teilen des Kummers genauso wie der Freude ...
In solchen Momenten geschieht Weihnachten stets von neuem.
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Hauptbahnhof Zürich
Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
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