Weg-Wort vom 7. April 2009
Es mit Gott versuchen
Er glaubt nicht an Gott. Aber manchmal, da zweifelt er an seinem Unglauben:
Warum eigentlich nicht doch glauben? Warum es mit Gott nicht einfach einmal
versuchen? - Der Berner Mundart-Liedermacher, Jurist und Literat Mani Matter
hat sich dazu seine eigenen Gedanken gemacht:
An einen Atheisten: Du sagst, du glaubst nicht an Gott. Ich meine aber: Du
kannst dir unter Gott nichts vorstellen. Versuche es einmal so: Du
anerkennst die Frage, die Berechtigung der Frage, wozu wir eigentlich auf
der Welt sind. Es gibt auf diese Frage keine eindeutige Antwort.
Um das Leben zu geniessen? Sicher nur zum Teil; wir anerkennen ja auch
Verpflichtungen gegenüber Mitmenschen. Sind wir für sie allein da? Wohl
nicht, denn wir müssen irgendwie auch uns selber treu sein - und so
weiter.
Es lässt sich also sicher nicht eindeutig der Sinn des Lebens
feststellen... Nehmen wir nun, um unser Verhältnis zu dieser Frage
auszudrücken, ein Bild zu Hilfe, das zugleich auch die Frage nach dem
Ursprung der Welt und unserer selbst miteinbezieht, die ja ebenfalls nicht
zu beantworten ist
Sagen wir also: Gott hat die Welt geschaffen, Gott hat mich geschaffen, mir
das Leben geschenkt, und ich bin ihm verantwortlich dafür, was ich mit
meinem Leben anfange. Es ist ein Bild, eine Metapher.
Wir stellen uns den unbekannten Ursprung und Sinn aller Dinge als eine
Person vor, die uns macht - ähnlich wie ein Bildhauer eine Statue, ein
Schuhmacher ein Paar Schuhe - oder der uns das Leben schenkt - ähnlich wie
die Tante zu Weihnachten eine elektrische Eisenbahn.
Und nachdem er uns gemacht hat, gibt er uns eine gewisse Freiheit (ob wir
wirklich frei sind, oder ob es uns nur so vorkommt, ist ja praktisch
unerheblich: denn wir müssen ja handeln, und dazu ist Freiheit eine
notwendige Arbeitshypothese). Wir sind es ihm aber schuldig, etwas aus
unserem Leben zu machen.
Das ist die bildhafte, praktische Vorstellung, die hinter dem Gottesgedanken
steht. Es ist, wenn du willst, nicht mehr als eine Terminologie, um über die
Frage nach Ursprung und Sinn reden zu können; was man nicht weiss, wird in
den Begriff Gott hineingelegt, die Frage selbst aber anerkannt. Du kannst
also Gott eigentlich nur leugnen, wenn du die Berechtigung der Frage
bestreitest und sagst: Die Welt und der Mensch sind zufällig entstanden und
sinnlos.
Wir wünschen Ihnen einen guten und gesegneten Tag!
Die Seelsorger und Seelsorgerinnen der Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Beat Schlauri, Susanne Wey
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