Weg-Wort vom 8. März 2006
Glaubwürdig leben
Wir brauchen keine Lehrmeister, sondern Vorbilder: Menschen, die uns
beeindrucken und überzeugen: weil sie glaubwürdig sind, weil sie wegweisend
sind, weil sie die biblischen Vorgaben für die heutige Welt erklären und in
die Tat umsetzen.
Und das können durchaus sehr unterschiedliche Vorbilder sein, die auch
unterschiedliche Meinungen vertreten und unterschiedliche Wege gehen.
Es gibt ernsthafte Christen, die den Dienst mit der Waffe ablehnen und
andere, die aus Überzeugung bei den Soldaten sind. Es gibt unterschiedliche
Positionen zu den Fragen der Schwangerschaftsverhütung und der künstlichen
Befruchtung. Es gibt unterschiedliche Ansichten zu der Frage des
Schwangerschaftsabbruchs. Es gibt unterschiedliche Ansichten zu der Frage
der Homosexualität. Selbst bei der Auslegung der Bibel gibt es verschiedene
Auffassungen.
Damit aber kann ein reifer Glaube umgehen. Für ihn ist wichtig, dass jeder
seine Überzeugung glaubwürdig vertritt in Worten und Taten.
Vorbilder sind wichtig. Aber sie können uns nicht abnehmen, uns selbst eine
Meinung zu bilden und unseren eigenen Weg zu finden und zu gehen. Wir haben
das Priestertum aller Gläubigen. Jede und jeder soll seine Glaubenseinsicht
vertreten vor Gott und vor den Menschen. Wir sollen selbst glaubwürdig
sein und können uns nicht darauf zurück ziehen, dass irgendwelche
auserwählte Männer und Frauen an unserer Stelle glaubwürdig sind.
Dabei wird uns vieles auch nicht gelingen. Aber denken wir daran:
Glaubwürdigkeit entscheidet sich vor allem daran, wie wir mit unseren
Fehlern, unseren Schwächen und unserem Versagen umgehen.
© Bahnhofkirche
Hauptbahnhof Zürich
Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Hans-Ruedi Rüfenacht
Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche
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