Weg-Wort vom 13. August 2007
Die Erde wehrt sich (Psalm 114)
Das Volk Israel nimmt Besitz vom versprochenen Land. Und der 114. Psalm
erzählt, was passiert: Das Meer erblickte es und floh; der Jordan drehte
und floss rückwärts. Die Berge sprangen hoch wie Lämmer, die Hügel wie
kleine Schafe. (Ps 114.3f)
Warum das? Die Erklärung Israels sieht so aus: Bei der Besitzergreifung des
Landes wurde die Bundeslade im feierlichen Zug mitgeführt. Und immer galt:
Wo die Bundeslade, die die beiden Tafeln mit den Zehn Geboten beinhaltete,
hinkommt, da erscheint der Gott Israels, so dass Wasser und Gebirge vor
ihm erschrecken.
Ich frage mich: Warum sollte die Schöpfung vor dem Schöpfer erschrecken?
Vielmehr erschreckt die Schöpfung, zumindest sehe ich das heute, vor dem
Missbrauch durch intelligente Wesen in ihr!
Ich frage mich:
Würden die Meere nicht gerne vor uns Menschen verschwinden, weil wir sie
leer fischen, verschmutzen und erwärmen?
Würden die Flüsse nicht gerne rückwärts fliessen, weil wir sie verschmutzen,
so eindämmen, dass sie keine Fruchtbarkeit mehr bringen können, oder in
unserem Energiehunger zu Restwassern degradieren?
Würden die Landmassen nicht gerne von uns weghüpfen, weil wir sie bis zur
Unfruchtbarkeit ausbeuten, auslaugen, ausnutzen?
Und das, was über die Ehrfurcht vor dem rechten Herrscher am Ende des Psalms
zur Erde gesagt wird, müssen wir uns heute sagen lassen:
Vor deinem Gott, Menschheit, musst du dich winden, vor dem Gott Jakobs, vor
ihm, der den Felsen in einen Teich, Gestein in Quellen verwandelt. (Ps
114.7f)
Mit freundlichen Grüssen
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