Weg-Wort vom 13. Juli 2009
Liebe in Vollendung
Ich nehme einmal an, dass sie in ihrem Leben auch schon etwas Unrechtes
gemacht haben. Aus dem Portemonnaie der Mutter Geld genommen, aus dem Etui
des Banknachbarn einen Gummi gestohlen, etwas auf der Strasse gefunden und
nicht ins Fundbüro gebracht. Wir haben etwas Unrechtes gemacht - und dann
hat uns das schlechte Gewissen geplagt.
Wie sind wir damals, wie gehen wir heute damit um?
Mahatma Gandhi berichtet aus seinem Leben: Ich war 15 Jahre, als ich einen
Diebstahl beging. Weil ich Schulden hatte, stahl ich meinem Vater ein
goldenes Armband, um die Schuld zu bezahlen. Aber ich konnte die Last meiner
Schuld nicht ertragen. Als ich vor ihm stand, brachte ich vor Scham den Mund
nicht auf. Ich schrieb also mein Bekenntnis nieder. Als ich ihm den Zettel
überreichte, zitterte ich am ganzen Körper. Mein Vater las den Zettel,
schloss die Augen und dann - zerriss er ihn. Es ist gut, sagte er noch.
Und dann nahm er mich in die Arme. Von da an hatte ich meinen Vater noch
viel lieber.
Diese Geschichte rührt mich an und macht mir Mut. Und sie ist ein gutes
Beispiel für die folgenden Worte, die im 1. Johannesbrief im Neuen Testament
stehen. Da heisst es:
Darin ist die Liebe unter uns zur Vollendung gekommen: Dass wir dem Tag des
Gerichts mit Zuversicht entgegensehen sollen, denn wie er, so sind auch wir
in dieser Welt. Furcht ist nicht in der Liebe, nein, die vollkommene Liebe
treibt die Furcht aus, denn die Furcht rechnet mit Strafe; wer sich also
fürchtet, ist in der Liebe nicht zur Vollendung gekommen.
Es mag also sein, dass wir etwas Unrechtes getan haben. Wenn wir aber
furchtlos und offen dazu stehen und es wieder gut machen wollen, wird uns
Vergebung und Erbarmen entgegen kommen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
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