Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich
Weg-Wort vom 10.März 2014
Hosen kann man nicht nur anziehen
"Wer zuhause die Hosen an hat, der hat das Sagen." - Wenn man heute Männer
fragen würde: "Wer hat in Ihrer Beziehung die Hosen an?" Neben einer
Vielfalt von Antworten, würden sicher einige die Frau oder Freundin
erwähnen. Hosen sind Zeichen der Macht, aber auch des Widerstands.
So haben in der Flower Power Zeit die Hosenstösse wie Schiffe ausgesehen und
flatterten wie Segel im Wind. Es war der Protest gegen die Bügelfalten einer
verknöcherten Gesellschaft. Auch die Blue-Jeans haben nicht nur als
Arbeiterhose des 19. Jahrhunderts in den USA eine Geschichte, sondern auch
als Ausdruck des Neuaufbruchs in Musik und Gesellschaft. Elvis Presley mit
Röhrchenjeans und aufreizendem Bühnenauftritt war ein Skandal.
Im "Reiseführer um die Welt und zu mir selbst" von "Fastenopfer" und
"Brot
für alle" können die Hose, vor allem auch die Jeans wieder zu einem Akt des
Widerstandes gegen die alltägliche Ausbeutung in den Billiglohn-Ländern
werden. Wieviel verdient eine Textilarbeiterin an einer 100.- Franken-Jeans?
Cirka einen Franken. Reicht das aus für ein gutes Leben? Die Agenda fordert
zum Sehen und Handeln auf.
Nicht nur Hosen, auch andere Kleidungsstücke bescheren dem Protest die
nötige Wirkung oder Aufmerksamkeit. Das zeigen nicht nur die Frauen von
Femen, das zeigte auch schon Franz von Assisi. Von ihm erzählt die Agenda:
1202 kämpfte Franz in dem Krieg, in den Assisi verwickelt war. Er wurde
verwundet und gefangen. Nach einem Jahr Kerker frei gekommen, zog er sich
erschüttert zurück "und suchte die Einsamkeit. Dem wohlhabenden Vater gefiel
diese Entwicklung überhaupt nicht. Es kam zu einer Auseinandersetzung auf
dem Marktplatz, bei der Franz den Vater mit den unmenschlichen
Arbeitsbedingungen in seinen Werkstätten konfrontierte. Schliesslich zog
sich Franz aus Protest gegen die Ausbeuterei vor den Augen zahlreicher
Zuschauer aus, gab seinem Vater die teuren Kleider zurück und rannte nackt
aus der Stadt."
Sie wissen: Kleider machen Leute! Sie sagen, wer wir sind.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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