Weg-Wort vom 27.01.2010
Kraft schöpfen aus der Ruhe
Wie geht es Ihnen heute Morgen? Konnten Sie gestern ein wenig chillen und
fühlen sich so richtig relaxed? Sagt Ihnen chill out überhaupt etwas? Mir
war dieser englische Ausdruck bis vor kurzem fremd. Heute ist das Wort in
aller Munde, und vor allem Junge chillen wahnsinnig gern. Im ursprünglichen
Wortsinn bedeutet chillen abkühlen. Man könnte auch sagen, einen Gang
runterschalten oder sogar ganz abschalten,
zur Ruhe kommen. Wenn ich es tatsächlich schaffe loszulassen, und zwar
gerade dann, wenn besonders viel auf mich einstürmt, die Arbeit für einen
Moment ruhen zu lassen, durchzuatmen, dann kann ich entspannen. Geht es
Ihnen auch so? Was bedeutet für Sie Ruhe?
Als ich bei einem Spaziergang die verschneite Bank sah, dachte ich natürlich
nicht etwa daran, mich darauf zu setzen, um abzukühlen. Aber sie machte
mir meine Sehnsucht nach Ruhe bewusst, nach dem Bedürfnis, leer zu werden,
um so hineinhorchen zu können in die Tiefe meiner Seele. Um mich selbst
wieder besser zu spüren. Um die Anspannung loszuwerden, unter der ich gerade
stand. Der Schnee auf der Bank, auf der Erde und den Büschen umhüllt alles
mit einer dicken Schutzschicht. Geräusche werden gedämpft, der Lärm
geschluckt. Vor allem der Verkehrslärm auf den Strassen. Die Welt wird
leiser. Bei hellwachen Sinnen kommt es mir vor, als würde ich einen kurzen
stärkenden Winterschlaf machen.
Die Bank lädt mich zum Meditieren ein, zum Betrachten. Indem ich mich ganz
auf das Bild konzentriere, spüre ich, wie ich ruhig werde. Was ich eben noch
unter dringend zu erledigen einstufte, rutscht in der Prioritätenliste
nach hinten. Ich schliesse die Augen, nehme das Kommen und Gehen des Atems
wahr, spüre, wie der Sauerstoff Kraft in meine Lunge pumpt. Ich bekomme den
Kopf frei.
Dasselbe kann geschehen, wenn wir uns für ein paar Minuten in eine Kirche
setzen: Sobald die Tür hinter uns ins Schloss fällt, bleibt der Lärm
draussen. Nichts und niemand stört mehr oder lenkt ab. Da ist ein Raum, der
einlädt, in der Stille mit uns selbst in Kontakt zu kommen, mit allen Seiten
unseres Lebens, und Gott dieses Leben hinzuhalten: Mich loslassen und in
dein Herz fallen. Vertrauen, und mein Leben auf Dich setzen. Auf Jesus
schauen und mich nach ihm richten. Ins Dunkle gehen und mit dir rechnen. Das
will ich, mein Gott, und alles. (A. Rotzetter)
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
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