Weg-Wort vom 13. November 2008
Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor den Augen aller Völker
bereitet hast. (Lukas 2,30)
Heil sein
Wissen sie, in meiner Jugend habe ich so manches angerichtet. Ich wollte
einfach nicht auf die Andern hören. Heute verfolgt mich das. In düsteren
Stunden bedrängen mich die Erinnerungen.
Körperlich gesund steht der Mann vor mir, dabei wirkt er traurig und
verletzt. Sein Inneres ist zerrissen. Er weiss nicht mehr, woran er sich
orientieren kann. Was früher für ihn bedeutungslos war, das bedrängt ihn
heute.
Er sucht nach Gott und möchte heil werden. Wenn er aber von Gott zu seinen
Kollegen spricht, dann ziehen sich diese betreten zurück. Das macht ihn noch
einsamer. Alles was er wolle, sei in Ruhe zu leben. Er fragte sich:Warum
plagen mich tiefschürfende Gedanken, während andere zufrieden an der
Oberfläche leben?.
Der Besucher hat das Heil verloren, das er als Kind gekannt hatte. In seiner
Jugend, als er für nichts mehr Ehrfurcht empfinden konnte, hat er auch sich
selbst verloren. Heute da er sich immer mehr nach dem verlorenen Heil sehnt,
steht ihm seine eigene Vergangenheit im Weg. Er fühlt sich schuldig, für
das, was mit ihm geschehen ist.
Noch wagt er es nicht, darauf zu vertrauen dass Gott ihn als den
heimkehrenden Sohn ganz besonders liebt. Die dunkeln Gedanken ziehen den
Mann immer wieder in tiefe Verzweiflung. Er hat die Antwort auf die Frage:
Was darf ich hoffen noch nicht gefunden.
Neben Gesundheit, Arbeit und Beziehungen braucht ein Mensch auch Grund zur
Hoffnung. Ein Mensch hofft, wenn er in der Zukunft etwas Gutes erwarten
kann. Diese Hoffnung kommt vom Glauben an etwas, für das wir Erfurcht
empfinden, das uns heilig ist. Der Glaube ist ein Wagnis. Wenn wir es
eingehen, verändert es uns. Aus dem Glauben kommt die Kraft der Seele. Sie
ist es, die uns ins Heil zurück führen wird.
Mein Besucher wird sein Heil finden, da bin ich zuversichtlich. Sobald er es
wagt, sich samt seiner Vergangenheit anzunehmen. Wenn er sich selbst
vergeben kann, wird er erfahren, dass ihm schon lange vergeben worden ist.
Möge ihn seine Seele dahin leiten.
© Bahnhofkirche
Hauptbahnhof Zürich
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Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Susanne Wey
Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche