Weg-Wort vom 10. April 2007
Lebensqualität
Heute ist viel von Lebensqualität die Rede. Wer in der weltweiten Rangliste
der Städte mit hoher Lebensqualität einen vorderen Platz einnimmt, kann sich
einen wirtschaftlichen Standortvorteil erhoffen.
Ostern schenkt uns auch Lebensqualität - eine andere, ganz neue
Lebensqualität. Denn das Leben des auferstandenen Jesus ist von anderer
Qualität als irdisches Leben. Für den Theologen Gerhard Ebeling bedeutet die
Aussage Er ist auferstanden nicht eine Rückkehr in dieses Leben, das den
Tod noch vor sich hat, sondern den Eingang in das Leben, das den Tod
endgültig hinter sich hat.
An dieser neuen Lebensqualität gibt uns der Auferstandene Anteil, wenn wir
dafür offene Augen haben. Das macht uns die biblische Erzählung von den
Emmausjüngern (Lk 24,13-35) deutlich:
Geschockt von der Kreuzigung Jesu gingen zwei seiner Jünger erregt und
traurig von Jerusalem nach Emmaus. Auf dem Weg kamen sie ins Gespräch mit
einem Mann, der ihnen ihre traurige Erfahrung auf dem Hintergrund der
heiligen Schriften deutete. Aber erst als sie mit ihm zu Tische sassen und
er das Brot brach, gingen ihnen die Augen auf und sie erkannten ihn.
In der Geste des Brotbrechens lässt uns Jesus Anteil haben an seinem neuen
Leben: Ihr sollt leben, wie ich lebe. Ihr sollt teilhaben an meiner Kraft,
die Todesmächte zu überwinden vermag.
Wenn allerdings unser Blick getrübt ist, und wir fixiert sind auf uns
selbst, kann es geschehen, dass wir den Auferstandenen nicht erkennen,
selbst wenn er neben uns steht, mit uns redet, mit uns isst
Im Nachhinein
erinnerten sich die Jünger: Brannte nicht unser Herz, als er mit uns
redete?
Wir sind eingeladen zur österlichen Lebensqualität. Wir sind eingeladen, uns
der Kraft des Auferstandenen über die Mächte des Todes anzuvertrauen. Wir
verharren dann nicht in Hoffnungslosigkeit oder tötender Betrübnis, sondern
wagen immer wieder neu das Leben:
Aus der Trauer stehen wir auf in neue Freude.
Den ängstlich verengten Blick erheben wir in die Weite neuer Horizonte.
Wir springen über den eigenen Schatten und wagen in unseren Beziehungen neu
den Frieden.
Der österliche Glaube liebt das Leben! Überall da, wo uns das Herz brennt,
sind wir offen für Ostern, für österliche Lebensqualität.
© Bahnhofkirche
Hauptbahnhof Zürich
Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Susanne Wey
www.bahnhofkirche.ch