Weg-Wort vom 1. Juni 2010
Wie die Vögel des Himmels
Die Bergpredigt Jesu (Mt 5-7) hatte es ihm angetan. Das entsprach ganz
seiner Lebensphilosophie. Ihm waren die Werte wichtig, die er darin fand,
wie zum Beispiel:
Gerechtigkeit, Gewaltlosigkeit, Frieden, Barmherzigkeit, andere nicht
verurteilen, alle Mitmenschen so behandeln, wie man selbst behandelt werden
möchte und in allem den Willen Gottes ernst nehmen. Diese Werte waren ihm
Massstab und Richtschnur zugleich für seine Familie genauso wie für den
Aufbau und die Führung seines kleinen Geschäftes.
Nicht verstehen aber konnte er das Wort Jesu, dass wir uns keine Sorgen
machen sollen, was wir essen, trinken und anziehen sollen: Wenn Gott schon
für die Vögel des Himmels und die Blumen auf den Feldern sorgt, wie viel
mehr dann für uns! (Mt 6,25-34) Das war für ihn schlicht naiv. Wir müssten
uns doch wohl alle selbst um unser Auskommen kümmern und könnten nicht
einfach auf die Hilfe Gottes vertrauen.
Im weiteren Verlauf des Gesprächs zeigte es sich, wie er sich und seine
Familie mit seinen strengen Ansprüchen immer wieder überforderte gerade
weil er sein ständiges Sich-Sorgen um alles und jedes nie loslassen konnte.
Das Wort Jesu von der Sorglosigkeit ist im Rahmen der ganzen Bergpredigt zu
verstehen. Da lädt uns Jesus ein, in allem den Willen Gottes ernst zu
nehmen. Wenn wir das tun, was unseren Fähigkeiten und Möglichkeiten
angemessen und im Sinn seiner Botschaft ist, dann können wir unbesorgt
vertrauen, dass Gott schon für alles Weitere sorgen wird vielleicht nicht
immer so, wie wir uns das vorstellen, aber sicher so, wie es in seinem Sinn
für uns gut ist.
Der Glaube an den Gott Jesu befreit uns vom Druck, immer alles selbst im
Griff haben zu müssen. So finden wir gerade im Loslassen des angstvollen und
ausschliesslichen Klammerns an unser eigenes Werk den Halt und die
Geborgenheit, die wir alle suchen. Im Glauben gewinnen wir über alles Tun
und Sorgen hinaus immer wieder die Freiheit zu sein wie die Vögel des
Himmels und die Blumen auf den Feldern.
Wir wünschen Ihnen einen guten und gesegneten Tag!
Die Seelsorgenden der Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
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