Weg-Wort vom 26. September 2006
geheiligt werde dein Name
Der Anrede Gottes im Vaterunser folgt der Lobpreis: geheiligt werde dein
Name. In der Muttersprache Jesu steht der Name für das Bezeichnete selbst,
also für Gott. Und heiligen meint, verherrlichen, lobpreisen. So kann dieser
Lobpreis übersetzt werden mit: Gepriesen werdest du, Gott.
Die passive Form des Lobpreises verweist auf ein doppeltes: Der Wunsch, dass
alle Menschen Gott ehren und preisen! Aber auch, dass Gott selbst aus
unseren unvollkommenen Versuchen, ihn zu ehren und zu preisen, eine
vollendete Verherrlichung macht. Es ist der Wunsch Jesu, dass Gott heilig,
grossartig, wunderbar sei.
Mit all unsern Worten, Bildern und Namen sei es mit Vater oder Mutter oder
wie auch immer können wir Gott selbst nie erfassen. Er bleibt das
unergründbare Geheimnis, das all unsere Vorstellungen und unser Denken
übersteigt und gleichzeitig umschliesst.
So sind alle unsere Namen, Vorstellungen und Bilder von ihm nur
Annäherungsversuche, mit ihm in eine persönliche Beziehung zu treten, mit
ihm ins Gespräch zu kommen, zu ihm zu beten.
Er selber aber ist es, der unser unvollkommenes Beten und Preisen, das aus
dem Herzen kommt, heiligt und heilend macht. Das folgende Gebet nach Ida
Lamp ist ein Beispiel dafür:
Gott, du tiefer Brunnen meiner Kraft
du Lebensstrom, der mich trägt
du Atem des Lebens
du Freundin, die mich tröstend wiegt
du Freund, der stets zu mir hält
du Kraft, die mich für Gerechtigkeit kämpfen lässt
du Klang, der mich birgt im Lärm
du wärmende Geborgenheit, die mich auftanken lässt
du leidenschaftliche Zärtlichkeit
du aufrüttelndes Wort
du Farbe, die mein Leben bunt macht.
In allen Namen,
die ich für dich suche,
Gott, rufst du mich.
Du rufst mich, Gott, zum Leben
als deine geliebte Tochter,
als deinen geliebten Sohn.
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Hauptbahnhof Zürich
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