Weg-Wort vom 8. Oktober 2008
Bewahren und loslassen
Das Schwierigste und Anstrengendste beim Umzug war für mich immer die
ständige Entscheidung: Was nehme ich mit? Was lasse ich zurück?
Bewahren oder Loslassen das ist in vielen Bereichen des Lebens eine
dauernde Herausforderung. Sie kennen das wahrscheinlich auch: Behalte ich
das, was ich habe, oder gehe ich weiter? Suche ich mir zum Beispiel eine
neue Stelle, um mich weiterzuentwickeln? Woran halte ich fest in der
Erziehung der Kinder, was lasse ich los? Wie weit lasse ich mich auf
Kompromisse in Beziehungen ein und wann muss ich mir selber treu bleiben?
Timotheus, ein Mitarbeiter des Apostels Paulus in der Gemeinde von Ephesus,
wird vom Verfasser des zweiten Timotheusbriefes (2Tim 1,13f) ermutigt, das
zu bewahren, was ihm anvertraut wurde:
Halte dich an die gesunde Lehre, die du von mir gehört hast; nimm sie dir
zum Vorbild, und bleibe beim Glauben und bei der Liebe, wie sie durch Jesus
Christus in uns leben. Bewahre die Lehre, die dir anvertraut worden ist! Der
Geist Gottes, der uns geschenkt wurde, wird dir die Kraft dazu geben.
Das Anvertraute bewahren, ist wichtig. Timotheus soll aber nicht einfach an
einer althergebrachten, überlieferten Lehre festhalten, sondern an der
gesunden. Das ist das Kriterium, an dem sich jede Überlieferung messen
lassen muss! Nur auf das kommt es an, was gesund ist, was uns gesund macht
und zum eigentlichen Menschsein verhilft.
Wir sollen bewahren, was uns gesund erhält und in unsere Mitte führt und
loslassen, was ungesund ist und uns von unserem Wesen wegführt. Das gilt in
allem genauso für uns selbst wie für Partnerschaft und Familie, für unsere
Arbeit wie für unsere Umwelt, für Gesellschaft und Staat.
Wenn wir bei allem in der Liebe bleiben und Gott vertrauen, schenkt er uns
seinen Geist der Unterscheidung und die nötige Kraft, das Gesunde zu
bewahren und das Ungesunde zu lassen.
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Leider wurde dieses Weg-Wort letzte Woche nicht verschickt. Wir
entschuldigen uns und holen es hiermit verspätet nach.
Mit bestem Dank für Ihr Verständnis
und freundlichen Grüssen
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Hauptbahnhof Zürich
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