Weg-Wort vom 20. Januar 2010
Personen und Masken
Da fragt doch Richard David Precht in seinem philosophischen Buch: Wer bin
ich und wenn ja, wie viele? - und Ödön von Horwath sagt: Eigentlich bin ich
ganz anders, nur komme ich so selten dazu. Ja, wer bin ich? Vielleicht geht
es Ihnen auch so, dass Sie, kaum aus dem Haus ein Anderer sind ein anderes
Gesicht, eine andere Stimmung, extra maskiert für die Welt da draussen. Die
Maske schützt, verhindert, dass zu viel nach aussen dringt, was einen bewegt
und belastet. Man will sich ja nicht aufdrängen und die Angehörigen haben
die Leidensgeschichte schon hundert Mal gehört und jetzt einfach genug
davon. Ja und andere belasten. Das wollen die meisten auch nicht. Viele
Menschen sind bereit da und dort zu helfen und zu unterstützen, aber Hilfe
annehmen, da hapert es. Und so ist es wieder Zeit die Maske dessen
überzuziehen, der alles im Griff hat, sein Leben meistert und man lieber mit
mehrfach gebrochener Seele, erdrückt von Problemen durch das Leben humpelt ,
kriecht maskiert natürlich, weil Seelisches kann viel länger versteckt
werden, als körperliche Leiden. Wer bin ich denn: Bin ich der, dessen Seele
nach Hilfe schreit, oder der, der lieber untergeht. Ist die Maske, die ich
aufsetze vielleicht noch das einzige, das mir Identität und ein Gefühl für
mich selbst verleiht, wenn auch ein wages?
Ich brauche also die Maske, um mich aus was für Gründen auch, nicht zu
offenbaren, nicht zu zeigen. Das tun auch solche, die Übles vorhaben. Sie
wollen nicht erkannt werden.
Mindestens einer tut das trotzdem: Er braucht Masken, aber bei ihm oder ihr
reden wir dann weniger von Masken, eher von Rollen, in der Theologie von
Personen, in denen sich Gott zeigt: als Vater, Sohn und Heiliger Geist. Gott
braucht sie, um seine Zuwendung uns verständlich, sichtbar und deutlich zu
machen. Seine Identität dringt durch und stiftet auch mir die Identität, die
ich brauche: Ein Mensch nach seinem Bilde. Nicht schlecht?
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
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