Weg-Wort vom 25. Juni 2009
Alles ist eitel, du aber bleibst, und wen du ins Buch des Lebens schreibst.
Du aber bleibst, du aber bleibst; alles ist eitel, du aber bleibst. (Kanon
RKG)
Sobald einem die Frage beschäftigt; was soll ich tun, um beachtet zu werden,
will man sich selber nur noch im besten Licht darstellen. Jugendliche geben
dann ihrer äusseren Erscheinung höchste Beachtung. Dazu orientieren sie sich
an einem Vorbild oder versuchen durch eigenwillige Kleidung aufzufallen.
Die Eitelkeit verführt aber auch Erwachsene, Schuhe zu tragen, die unbequem
sind, oder zu frieren, weil man Figur zeigen will.
Andere Leute weisen solche Dummheiten entschieden von sich - eitel sind sie
nicht. Demonstrativ zeigen sie darum, dass ihnen die Äusserlichkeit nichts
bedeutet. Aber wenn man sich so gibt und sich deshalb gar überlegen fühlt,
erliegt man einer subtileren Form der Eitelkeit. Denn das Lexikon umschreibt
die Eitelkeit als eine übertriebene Sorge um die eigene körperliche
Schönheit oder geistige Vollkommenheit des eigenen Charakters.
Die Eitelkeit kann daher auch fromme Leute verführen. Man betet besser, ist
bescheidener oder toleranter.
Sobald man sich mit andern vergleicht, und wer tut das nicht lassen wir
die Eitelkeit ein. Sie ruft dann den Neid und die Eifersucht herbei. Zu
dritt durchwühlen sie genüsslich unser Herz. Sie bringen das Innere
durcheinander und trennen uns von dem was wir eigentlich sein könnten. Die
Untugenden hindern uns am wahren Dasein.
Um die negativen Gefühle wieder los zu werden, hilft eigentlich nur der
Blick nach oben. Zu wissen, dass Du bleibst, stellt mir die Frage, was
bleibt von mir? Der Gedanke daran, dass es eine höhere Ordnung gibt, als die
der eitlen Welt, kann das verwirrte Herz beruhigen. Er hilft, sich von der
Eitelkeit etwas zu distanzieren. Dies sind dann die befreiten Momente, in
denen man wieder Anteil hat an dem was ist. Glück und Freude am Dasein
stellen sich ein. Mit unserer Dankbarkeit für das was ist, scheiben wir uns
ins Buch des Lebens ein. Leider sind diese Einträge oft sehr kurz.
Betrachten wir sie selbstgefällig, dann hat sie uns wieder - die Eitelkeit.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Susanne Wey, Beat Schlauri
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