Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 12. Mai 2016
Häb Erbarme
"Häb Erbarme mit mir, Gott, i bi am Versärble. Mach mi gsund, Gott, myni
Chnoche trage mi nümm. Mis Gmüet esch tief verstört. Aber du, Gott, wie lang
wartisch no? Chum zrügg, Gott, rett mer mys Läbe, hilf mer, du bisch doch
gnädig. Ganz kabutt bini vom Süüfzge, die ganzi Nacht brieggen ig i mym
Bett." (Psalm 6,3-5, zitiert nach "Ds Alte Testament bärndütsch")
So tönen die klagenden Worte des Psalmisten. Der Beter ahnt, wenn es
überhaupt noch jemanden gibt, dem er seine innerste Not gestehen kann, ist
es Gott. Doch Gott schweigt.
Sein Protest ist ein Schrei gegen die Verlassenheit. Noch ist der Psalmbeter
nicht bereit, sich und Gott aufzugeben. In diesem Aufschrei schwingt
Hoffnung mit. Der Psalm 6 gibt keine Antwort auf die Frage nach dem Sinn des
Leidens. Doch die Worte beeindrucken mich. Sie ermutigen, die Not
auszudrücken. Viele Menschen zeigen ungern ihre Verletzlichkeit.
Verzweiflung offen auszusprechen braucht Mut. Lieber zeigen sich die
Menschen stark und aufgestellt!
In den Seelsorgegesprächen bestärke ich die Menschen, ihr Leid zu
formulieren. Manche Verzweifelte schreiben ihre Gedanken in unser
Anliegen-Buch in der Kapelle. Wenn der Mensch klagt, kann er erleben, wie
heilsam es sein kann, wütend zu sein, schwach und hilflos. Die Hoffnung, von
Gott und den Menschen gehört zu werden stimmt zuversichtlich, dass der
schweigende Gott nicht ein abgewandter Gott ist und die Menschen ein
"offenes Ohr" haben.
"Gott hed jetzt ghört, win i briegge." (Psalm 6, 9-10)
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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