Weg-Wort vom 17. Mai 2006
Mit Gott Klartext reden (Psalm 6)
Ich bin am Ende und frage dich, Herr: Wie lange noch? Besinne dich, Herr,
und rette mich, hilf mir, auf dich ist doch Verlass. ... Ich bin müde vom
Stöhnen, ich weine die ganze Nacht. Mein Bett wird nass von Tränen. ... Ich
werde immer schwächer. (Ps 6.4ff)
Ich weiss nicht, wie ihre Gebete tönen. Aber bei den Psalmen fasziniert mich
immer wieder neu die direkte Sprache. Da wird kein Blatt vor den Mund
genommen. Da werden Situationen und Gefühle klar benannt. Kein falscher
Respekt im Umgang mit Gott ist zu spüren. Da wird vielmehr Klartext
gesprochen und Gott in die Pflicht seiner Liebe genommen.
Das macht mir immer wieder Mut zum eigenen klaren Gespräch mit Gott. Ja, das
sollte uns alle ermutigen, mit Gott Klartext zu sprechen. Und ganz nebenbei
trägt das auch noch eine andere Kraft in sich: Was wir direkt, also ohne
Umweg und Floskeln, aussprechen und beim Namen nennen, liegt vor Gott und
uns dann auf dem Tisch. Und wir können ein wenig Distanz dazu gewinnen und
vielleicht einen neuen Angriffs- und Veränderungspunkt ins Auge fassen.
Es lohnt sich so mit Gott und auch mit unseren Nächsten zu sprechen. Nur
dieser Klartext schafft Linderung und bringt Veränderung. Und es gilt, was
am Ende des 6. Psalms steht:
Der Herr erhört mein Geschrei,
der Herr nimmt mein Gebet an.
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Hauptbahnhof Zürich
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Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Hans-Ruedi Rüfenacht
Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche