Weg-Wort vom 19. Juli 2010
Versöhnt
Er hatte immer einen Berg Unerledigtes vor sich. Selbst am Tag vor seinem
Urlaub. Er wusste, dass er damit sich und seine Familie auch im Urlaub sehr
belastete. Es war noch jedes Mal so. Im Gespräch wurde ihm mit der Zeit
klar, dass er sich vorerst mit dieser Tatsache abfinden wollte. Ja, es
gelang ihm sogar ein Stück weit, diese Schwäche anzunehmen als im Moment zu
ihm gehörig. Es war der Anfang einer Versöhnung mit sich selbst.
Ein Jahr später war er wieder da. Sein letzt jähriger Urlaub war so wenig
belastet verlaufen wie noch nie. Das motivierte ihn erst recht, mit seinen
Mängeln anders umzugehen. Jetzt freute er sich: Er hatte am letzten Tag vor
dem Urlaub fast alles erledigt und das ohne allzu viel Stress.
Die Versöhnung mit seinen Schwächen hatte Kräfte in ihm freigesetzt und ihm
ermöglicht, frei und ohne Druck eine Änderung seines Verhaltens
herbeizuführen.
Viele Menschen leben in verschiedener Hinsicht unversöhnt. Sie stören sich
an ihren Mängeln und Schwächen. Sie ärgern sich über ihr Verhalten. Sie
hadern mit ihrem Schicksal und all den Enttäuschungen, die das Leben und
andere Menschen ihnen bereiten. Sie sind unzufrieden mit sich selbst und
hätten sich gerne anders.
Durch Jesus Christus wollte Gott alles versöhnen und zu neuer, heilvoller
Einheit verbinden. Alles, was gegeneinander streitet, wollte er zur Einheit
zusammenführen. (Kol 1,20) Dieses Wort des Apostels Paulus ist an uns alle
gerichtet: Gott möchte, dass wir uns auch mit uns selbst versöhnen. Dass
wir Frieden stiften in unserem eigenen Herzen. Dass wir einverstanden sind
mit uns, so, wie wir geworden sind.
Mit seinem bedingungslosen Ja zu jedem von uns hat Gott es uns vorge-macht
und den ersten Schritt getan. Sein Ja gibt uns den Mut und die Kraft, uns
mit allem, wer und was wir sind, zu versöhnen. Ganz zu uns zu stehen. Als
Versöhnte zu leben. Befreit von inneren Zwängen. Mit weit offenem Herzen für
uns selbst und für unsere Mitmenschen.
Welches sind meine unversöhnten Anteile in mir?
Wir wünschen Ihnen einen guten und gesegneten Tag!
Die Seelsorgenden der Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
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