Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 27. August 2015
"Verweigere das Gute nicht
denen, die es verdienen, wenn das in deiner Macht steht." So steht es im
Buch der Sprüche im ersten Testament (Sprüche 3, 27) in der Bibel in
gerechter Sprache.
Die Zürcher Bibel gibt den Vers so wieder: "Weigere dich nicht, dem Gutes zu
tun, der ein Anrecht darauf hat, wenn es in deiner Macht steht, es zu tun."
In der Luther Bibel klingt es so: "Weigere dich nicht, dem Bedürftigen Gutes
zu tun, wenn deine Hand es vermag."
Die Einheitsübersetzung: "Versag keine Wohltat dem, der sie braucht,
wenn es in deiner Hand liegt, Gutes zu tun."
Und die Gute Nachricht: "Wenn ein Mitmensch Hilfe braucht und du ihm helfen
kannst, dann weigere dich nicht, es zu tun."
Ich zitiere gern aus dem ersten Testament und kommentiere es auch gerne.
Aber spricht dieser Text nicht auch für sich?"
Eine zeitlose Wahrheit, Gutes einem andern nicht zu verweigern. Vor allem
dann nicht, wenn ich es vermag. Ich muss also mich und mein Vermögen prüfen,
nicht einfach voreilig, unüberlegt dreinschiessen - ich muss mich nicht als
Sozialjunkie beweisen. Aber ich muss mich ehrlich prüfen. Und dann Gutes dem
andern nicht verweigern. Das Profil des Andern, des Empfängers meiner Guttat
übermittelt mir die zweite Satzhälfte: Es ist einer, der sie braucht, der es
verdient, ein Bedürftiger, der hat Anspruch darauf, er braucht Hilfe.
Eine Binsenwahrheit möchte man sagen. Doch stellen wir den Satz nicht nur in
die Umgebung persönlicher Verantwortung, sondern in die Umgebung
wirtschaftlicher und politischer Zusammenhänge, dann wird's brisant: In der
Asylfrage oder im Handel mit Rohstoffen.
Je nachdem, wo der Satz auftaucht und sich zeigt, wird er sich in unser
Handeln einmischen und mich, uns anfragen: Handeln wir nach diesem Grundsatz
oder nicht? Fragen Sie nach - bei sich und bei andern.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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