Weg-Wort vom 2. Dezember 2010
Adventskalender einmal anders
Letzthin - noch fast Mitte November - ging ich wie gewohnt zur Post und
staunte nicht schlecht:
Ein Adventskalender war hinter den Frauen und Männern am Schalter aufgehängt
- riesig. Für ein Unternehmen, das sich je länger je mehr auf Kommerz
einstellt, doch etwas spät, dachte ich.
In verschiedensten Einkaufstempeln des Landes gingen die Vorbereitungen auf
Weihnachten schon Ende September los. Dafür ist Mitte November doch sehr
moderat. Als ich genauer hinschaute, entdeckte ich zu meiner Beruhigung,
dass die Türchen zum Öffnen nicht auf den 24. Dezember ausgerichtet waren,
sondern für den ganzen Monat reichten. Es waren die dicken, fetten
Millionenlose, die da wie ein Adventskalender aufgehängt worden sind. Sie
sollten an Weihnachten erinnern, an die Geburt des Kindes. An die
Verheissungen der Engel. Aber es ist nur Geld als Einsatz und nur Geld als
möglicher Gewinn. Nur Geld kein Friede auf Erden. Ich dachte schon hier
bei der ehemaligen PTT würde noch so etwas vom service public
durchschimmern.
Aber beruhigt konnte ich feststellen: Kommerz, du hast auch dieses Kind fest
in deinen Händen.
Wohin geht da die Reise? Je mehr wir haben, desto schwerer lastet die Leere
auf uns und wir bewegen uns je länger je mehr ins Nichts. Die Sehnsucht nach
Sinn und Inhalt wird stärker und stärker, dass das Licht Christi wirklich
leuchtet und wir in dieser Zeit vermehrt zur Besinnung kommen. Wann sonst
wird der Kontrast und die Spannung zwischen kommerziell aufgeblasener
innerer Leere und der Fülle an Wärme und Geborgenheit in armseliger Umgebung
deutlich. Wohin geht die Reise? Zu den Millionen oder zur bescheidenen Ruhe
an der Krippe? Ich wünsche Ihnen und mir eine gute Entscheidung und eine
gesegnete Adventszeit.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
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