Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 12. Dezember 2012
Mir geschehe
Erwartung ist ein Lebensquell aus geheimnisvoller Tiefe. Wer Erwartung hat (sie mag
zaghaft sein, schüchtern und versteckt), wer sich nur überhaupt zu erwarten getraut, ist
lebendig. "Mir geschehe nach deinem Wort", ist Marias Antwort auf ihr
"In-Erwartung-Sein". Damit öffnet sie sich völlig. Damit hält sie sich ganz hin.
"Mir geschehe, wie du gesagt hast" - viele Ausleger behaupten, Maria habe damit
"eingewilligt". Das stimmt - und ist doch auch zu wenig. Zum
"Einwilligen" hätte genügt, wenn sie gesagt hätte: "Ich bin bereit und
mache mit." Maria aber geht viel weiter.
"Mir geschehe nach deinem Wort" ist ein Bekenntnis zu mehr als zur Aktion: Was
"mir geschieht", ist immer mehr, als was ich mache. Was mir geschieht, ist
grösser als mein Wollen, Planen und Pflichterfüllen. Was mir geschieht, ist mir meistens
erst einmal fremd.
"Mir geschehe nach deinem Wort" ist ein Bekenntnis zu der Hoffnung, dass es
etwas für mich zu erwarten gibt, und zwar etwas Fremdes, was sich nicht deckt mit meinen
Wünschen und Phantasien, was nicht passt zu meinen Lieblingsvorstellungen, was aber
wirklich ist. Und dieser Wirklichkeit entgegen breitet die grosse, reife Erwartung ihre
Arme aus. Das ist es!
"Mir geschehe" - da ist die kluge und vorsichtige Frage "Wie soll das
geschehen?" überwunden, da ist die Auseinandersetzung vorbei, da ist Ruhe
eingetreten.
"Mir geschehe" - wie wäre es, in dieser Haltung auf die Weihnachtstage
zuzugehen, und zu schauen, was sich in uns melden will oder auch nicht, was uns
miteinander glücken will oder auch nicht, was in uns und um uns erstrahlen will ? Oder
auch nicht ?
"Mir geschehe" heisst : Ich mache es nicht. Ich erwarte es. Nicht unbelastet.
Nicht unbefangen wie ein Kind. Nicht bei Null beginnend. Verwickelt vielmehr und
verstrickt. Verbraucht vielleicht oder verletzt. Trotzdem:
Ich erwarte es. An der Seite von Maria. Mit ihrer Haltung: "Möge es mir geschehen,
Gott. Von dir aus."
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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