Weg-Wort vom 18. Juni 2010
Darüber reden!
Vielleicht haben sie in der Presse davon gelesen. Eine Kirchgemeinde in St.
Gallen hat einen mobilen Klettergarten in die Kirche eingebaut. Das Projekt
soll gezielt junge Leute zwischen achtzehn und dreissig Jahren ansprechen.
Während der Projektzeit werden die Gottesdienste neben den Kletterseilen und
Gerüstständer gehalten.
Mit Speck fängt man Mäuse wir kennen dieses Sprichwort. Auch die Kirche
wird nicht darum herum kommen, immer wieder auch Werbegags zu gebrauchen,
um die Menschen zu ihnen zu führen. Dabei ist aber auch zu bedenken, dass
wir uns als Kirchen damit in einen Wettbewerb hinein manövrieren, den wir
eigentlich nicht gewinnen können. Am Schluss überlegen sich die
Kirchenbesucher nur noch: Wo wird mir mehr geboten? Wo ist die Band besser,
der Pfarrer der bessere Showmaster, die Kurzweil grösser, die Verpflegung
besser, das Freizeit-Angebot besser? Auf diesen Gebieten aber gibt es
Nichtkirchliches, das die grösseren Erfahrungen hat und mit dem eine
Konkurrenz weder gesucht noch begonnen werden soll.
Mir kommt da die Geschichte in den Sinn, wo sich zwei Schulfreunde nach
langer Zeit wieder einmal treffen. Der eine ist Pfarrer geworden, der andere
ist in der Werbung. Der Pfarrer klagt: Ich weiss nicht mehr, was wir tun
sollen, um die Menschen in die Kirche zu bekommen. Wir haben es mit Sport,
mit Musik, mit Tanz und guten Nachtessen, mit Kino und Theater versucht.
Aber auf Dauer hat alles nichts genutzt! Da meint der Werber: Versucht es
doch einmal mit Gottesdienst, Musik, Stille und Gebet!
Gottvertrauen machen wir nur zum Thema, wenn wir auch darüber sprechen. Die
Bibel wird nur Thema, wenn wir sie immer wieder zum Thema machen. Was uns
über alles Schöne und Schwierige hinweg, über Arbeit und Freizeit hinaus, im
Leben und Tod hält und bewegt, wird nur klar, wenn wir es deutlich beim
Namen nennen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
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