Weg-Wort vom 15. Oktober 2008
Einen Friedensnamen schenken
Wenn wir es auf unserer Welt nicht schaffen, den Blick für das Ganze zu
bekommen, sehe ich schwarz für unsere Zukunft. Das Ganze im Blick behalten
das ist nicht nur die Herausforderung für einen gesunden Organismus, sondern
auch für ein gesundes Zusammenleben auf der ganzen Erde. Nur so wird es uns
gelingen, die Probleme, die anstehen, zu lösen. Wir sind eine grosse Familie
auf dieser Welt.
Dorothee Sölle greift in ihrem Gedicht Ein Herzinfarkt die Vorstellung
dieser einen menschlichen Familie auf. Sie stellt dar, wie im New Yorker
Grossstadtdschungel der Kulturen ein gewisser Tom einen Herzinfarkt
erleidet. In seiner Todesangst wird der hellhäutige Mann von einem jungen
dunkelhäutigen Ambulanzfahrer behandelt.
So nah lassen Weisse und Schwarze sich normalerweise nicht aneinander heran.
Kein Wunder, dass da dann Misstrauen und Blockaden einen solchen Kontakt
bestimmen können. Doch der Schwarze schenkt Tom einen Friedensnamen. Er
sagt:
Dad, du machst jetzt einfach, was wir sagen.
Und Sölle schreibt weiter:
und weil noch nie ein fremder ihn vater nannte /
liess tom die jungen machen /
liess die angst gehen nicht die schmerzen / (
)
und ich möchte ein lied singen /
für einen mann der einem anderen /
mitglied der menschlichen familie /
einen friedensnamen schenkt
Angesichts der Herausforderungen für die Zukunft der Menschheit bleibt diese
Haltung die erste, die einzige Möglichkeit, Zerreissproben zu bestehen:
anderen Mitgliedern der menschlichen Familie einen Friedensnamen zu
schenken, auch und gerade wenn wir sie gar nicht kennen.
Ich hoffe, dass wir dabei niemals sprachlos werden!
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Sr. Zoe Maria Isenring, Sr. Anna Affolter, Susanne Wey
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