Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 21. Juli 2014
Am Krankenbett
"Was soll ich nur sagen? Mein Mann liegt auf der Intensivstation und die Ärzte machen
mir nicht viel Hoffnung. Und mein Mann hält meine Hand immer so fest! Was soll ich ihm
sagen? Was erwartet er von mir?"
So spricht die Frau bei mir, die auf über vierzig glückliche Ehejahre zurückblicken kann.
Was soll sie nur sagen? Nun, zunächst einmal nichts! Nur die Hand des Mannes halten, bei
ihm aushalten, da sein. Und, wenn es geht, mit dem Gesicht, das er so liebt. Mit Empathie
und Ernst - aber nicht mit einer Bitterleidensmine.
Wir sagen zu schnell etwas. Und es besteht die Gefahr, dass wir gute Worte sagen, aber
spürbar nicht hinter ihnen stehen. Die Leidenden merken das sofort und versinken meist
noch tiefer in ihr Elend.
Auch Ratschläge bringen es nicht. Sie werden so schnell zu Niederschlägen, die das Leiden
noch verschärfen.
Stanislaw Jerzy Lec schreibt treffend: "Wegweiser machen einen Leidensweg nicht
leichter."
Gut ist es darum, dass wir in Zeiten, wo es uns gut geht, uns mental auch schon auf
leidvollere Zeiten vorbereitet haben. Zum Beispiel mit einem wachen und gepflegten
Glaubensleben, mit Vertrauen in einen Gott, der uns nie allein lässt, im Leiden nicht, im
Sterben nicht und auch nach dem Tod nicht. Was für eine Chance, was für ein Segen ist das!
Dann könnte dem Mann in der Intensivstation das Hören des 23. Psalms oder des 139. Psalms
helfen, oder ein vorgebetetes Unser Vater. Aber das Wichtigste bleibt: Da sein! Hand
halten! Aushalten! Nicht weggehen! Stille Präsenz!
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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