Weg-Wort vom 23. August 2011
Vom Plakataufhängen zum Hard Core-Christen
KonfirmandInnen haben zum Thema "Gott ist
oder Gott ist wie
." Plakate
entworfen. Im ganzen Dorf wurden sie verteilt. So hat ein Freund an der
Garagentür ein solches Plakat aufgehängt.
Dass "Landeskirchler" so etwas tun, ist man nicht gewohnt - aber die
Diskussion war lanciert. Auf der Strasse wurde diskutiert und er speziell
wurde immer wieder gefragt, ob er jetzt zu denen gehöre, die's "Tönle" haben
(Ina Praetorius), zu den Stündelern oder zu den Hard Core-Christen. Seine
Antwort war: Nein, er habe das einem Freund zuliebe getan.
Über Gott und die Welt zu diskutieren, das ist überall möglich: In der Beiz,
auf der Strasse, im Café, im Einkaufszentrum. Was aber, wenn die Welt
wegfällt? Dann wirds dem einen oder andern schon "gschmuech". Das überlässt
man besser den andern. Auf der Strasse von Gott zu reden, zu dem ich nicht
einmal mehr ein Wochenend-Verhältnis habe? Das ist doch der Öffentlichkeit
zu viel. Auch wenn der Einzelne durchaus regelmässig und für sich im stillen
Kämmerlein betet, nicht nur bei einem kurzen" GottseiDank" oder einem
pervertierten Gebetsfetzen, sprich Fluch, Gott anredet, so ist man doch eher
zurückhaltend mit dem Austausch über persönliche Gottesvorstellungen.
Warum?, so frage ich. Wirkt verdächtig, wer Gott oft im Munde führt? Nicht
ohne Grund umschreiben jüdische Menschen den Namen Gottes. Zu heilig ist er.
Oder ist die Gefahr des Missbrauchs zu hoch? Vielen, die Gott im Munde
tragen, wird genauer als andern auf die Hände geschaut, und wehe die
Diskrepanz ist zu gross. Dann heisst es schnell: Klar, am Sonntag beten und
die Woche hindurch die Leute bescheissen. - Wahre fromme Menschen werden von
allen Seiten her anerkannt und bewundert.
Es könnte auch sein, dass man mit dem Glauben nicht hausieren geht. Es ist
gut, zu glauben, es hilft, es stützt, aber Glaube ist nicht dazu da
öffentlich zur Schau gestellt zu werden. Wieder ein Grund könnte sein, dass
man unsicher ist: Ist mein Glaube so fest, dass ich andern von ihm erzählen
könnte, habe ich nicht zu viele Zweifel, manchmal spür ich ihn gar nicht
mehr. "Ich glaube, hilf meinem Unglauben". Es tut gut zu reden, auch über
Zweifel, und die fangen bei Gott an.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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