Weg-Wort vom 17. April 2009
Aufstehen zu neuem Leben
Ihm ist alles zuviel. Die ewigen Schmerzen! Nicht mehr arbeiten können! Die
Einsamkeit! Niemand will mehr mit ihm zu tun haben. Selbst seine Frau hält
sein Klagen und Jammern nicht mehr aus. Aber er kann ihrer Aufforderung,
sich zusammen zu reissen, nicht nachkommen. Das schafft er nicht. Und ihr
Gerede von Ostern will er auch nicht hören. Das schon gar nicht. Obwohl es
ihm ihrer Meinung nach wahrscheinlich gut täte, endlich aufzustehen in
eine andere, neue Haltung dem Leben gegenüber.
Und gerade um das geht es beim österlichen Glauben. Tod und Auferstehung
Jesu bedeuten: All mein Leid, meine Schmerzen, die Verletzungen und
Enttäuschungen, die Einsamkeit und innere Not sind nicht das Letzte, das
Endgültige in dieser Welt. Das Leben, die Liebe Gottes ist mächtiger als
alles Unheil und alle Bosheit, ja selbst als der Tod.
Im österlichen Glauben sind wir gehalten und getragen in allen Abgründen der
Schmerzhaftigkeit und Sinnlosigkeit unseres Lebens. Glaubend vertrauen wir
der Übermacht der göttlichen Liebe über alles Grauen, über alle Not und alle
Absurdität dieser Welt. Darum können auch wir aufstehen und den Schritt
wagen, über unser Leiden und unsere Schmerzen hinaus zu gehen.
Die österliche Botschaft nimmt uns zwar nicht einfach den Schmerz und das
Leid. Sie schenkt uns vielmehr Kraft, sie zu tragen und mit ihnen zu leben.
Und wer sich auf die verwandelnde Kraft des österlichen Glaubens einlässt,
der wird offen und bereit, sich von der Liebe ergreifen zu lassen. Der wird
befähigt, über allen Schmerz und das persönliche Leid hinaus die Liebe zur
alles durchdringenden Grundhaltung seines Lebens zu machen.
Denn mit dem österlichen Glauben wohnt unserem Leben eine alle Not und Angst
übersteigende Kraft inne, die unser Wachsen und Werden begleitet und leitet.
Und wenn wir aus der Haltung der Liebe heraus leben, vermögen wir wieder,
die Menschen um uns zu hören. Menschen, die uns eigentlich vertrauen. Die
uns auch einiges zutrauen. Die uns Mut machen. Die uns unterstützen, selbst
in schwierigen Situationen nicht aufzugeben, sondern dranzubleiben. Uns
erneut zu riskieren. Uns trotz allem auf neue Möglichkeiten einzulassen
und dabei Entdeckungen zu machen, die wir zuvor nicht mehr für möglich
gehalten hätten.
Wir wünschen Ihnen einen guten und gesegneten Tag!
Die Seelsorger und Seelsorgerinnen der Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Beat Schlauri, Susanne Wey
© Bahnhofkirche
Hauptbahnhof Zürich
www.bahnhofkirche.ch
info(a)bahnhofkirche.ch