Weg-Wort vom 3. September 2008
Offene Gemeinschaft
Jesus bekommt Besuch von seiner Mutter und seinen Geschwistern. Seine
Begleiterinnen und Begleiter melden ihm das. Jesus aber weist sie zurück.
Eigenartig?
Jesus lehnt seine Familie nicht ab, aber er weitet den Blick dafür, dass es
neben der Blutsverwandtschaft eine Seelenverwandtschaft gibt. In der
christlichen Gemeinde sind wir als Schwestern und Brüder verwandt
miteinander, weil uns ein innerer roter Faden, der Glaube, umschliesst:
verbunden durch den Glauben an Gott als den Schöpfer der Welt sind wir
Schwestern und Brüder. Wir sind verbunden durch die Verantwortung für eine
gerechte Welt, verbunden durch die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod;
verbunden durch die Liebe Gottes, die uns allen ohne Wenn und Aber gilt.
Wenn die Behauptung Jesu vom familiären Aufeinanderangewiesensein aller
gelten soll, bleibt dies nicht ohne Konsequenz auf unsere Kirchgemeinden,
unsere Gottesdienste und Veranstaltungen: so wie in einer Familie soll es
bei uns Fröhliche und Traurige, Frauen und Männer, Kinder und Ältere, Kranke
und Gesunde, Zufriedene und Hoffnungslose geben, weil wir durch die Liebe
Gottes untereinander verbunden sind.
Diese Liebe Gottes macht aus der Gemeinde eine Gemeinschaft, die Liebe
Gottes ist der tragfähige Grund des Miteinanders. Wir müssen nicht etwas
werden, nichts leisten, nichts vorweisen wir sind geliebte Kinder Gottes.
Und diese Liebe verpflichtet uns zu einer grundsätzlich offenen
Gemeinschaft: Auch diejenigen, die anders leben, anders denken, anders
glauben als wir, sind geliebte Kinder Gottes. Die Liebe Gottes ist die
Voraussetzung für eine plurale Gemeinschaft, für eine Gemeinschaft, in der
Menschen sich nicht immer nur abgrenzen, sondern Verbindungen suchen,
familiäre, vertraute Beziehungen suchen und finden.
Vom Ich zum Du zum Wir, zur grossen Familie Gottes. Das ist die Vision, die
aus den Worten Jesu aufleuchtet, eine Vision, die die Zusage der Liebe
Gottes beinhaltet, eine Vision auch, die die Verantwortung für eine offene
und freundliche Gemeinschaft Gottes mitten in der Welt einfordert.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
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