Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 19. Mai 2016
Die Steckdose
Guten Tag, ich darf mich vorstellen: Steckdose ist mein Name. Wir sind ja
vernetzt. So habe ich mitbekommen, dass es im Radio schon sprechende
Kühlschränke gibt. Das war für mich Motivation genug, mich einmal selbst zu
Wort zu melden.
In jedem Haus mehrfach vorhanden, gewähre ich den Einen Energie, den Andern
Erleuchtung, den Dritten einfach Zugang zu Informationen. Ich bin fest an
meinem jeweiligen Ort platziert, oft sogar eingemauert, kann mich überhaupt
nicht bewegen, und verhelfe doch vielen um mich herum ihre Lebensqualität zu
erhalten.
Ich brauche mich nicht zu bewegen, die Leute kommen zu mir, weil ich
ver-mittle, was sie zum Leben brauchen. Können Sie sich vorstellen, wenn ich
mich von der Mobilität unserer Welt anstecken liesse. Das reinste Chaos
würde ausbrechen. Darum bleibe ich da, wo ich platziert worden bin, nehme
Aufgabe und Verantwortung an und ernst. Von da aus kann ich nämlich
unterstützen, da können die Leute auf mich zählen. Aber eben das geht nur,
weil ich da bin, wo ich bin, und niemand mich gross suchen muss. Viele
kommen vorbei, sie suchen den Anschluss, ihr Handy aufzuladen, den Laptop in
Betrieb zu halten. Man kann mich sogar in Zügen finden. So kann ich all
denen, die so stark aus ihrer Unabhängigkeit leben, die dazu nötige Energie
vermitteln.
Ich vermittle ja nur, bin eine Mittlerin, die Notwendiges zum
Lebensunterhalt der Einzelnen beiträgt. Ohne mich ginge sehr vielen sehr
schnell der Pfuus aus und nichts wäre mehr mit der vielbesungenen
Unabhängigkeit. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, die Leute seien süchtig
nach dem Stoff, den sie bei mir bekommen. Jedenfalls hängen sie immer wieder
an mir.
Oft fühle ich mich sehr viel freier als die, die sich frei und unabhängig
nennen und so liefere ich halt, was die Illusion von Freiheit
aufrechterhält. Zu Helfen macht Freude, aber manchmal überkommt mich doch
Mitleid mit all den so Unabhängigen, wenn sie bei mir verzweifelt Strom
suchen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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