Weg-Wort vom 8. August 2008
Dem Glück nachhelfen
Wir streben alle nach Glück, der eine mehr, die andere weniger. Aber mit dem
Glück ist es so eine Sache manchmal scheint es uns zu meiden, wie wenn wir
eine ansteckende Krankheit hätten. Wer dem Glück nachjagt, kommt an kein
Ende. Das Leben ist oft ein einziger Roman von der Schwierigkeit glücklich
zu sein.
Nach Kardinal Karl Lehmann ist die von Gott verheissene ewige Glückseligkeit
eine unaufhörliche Erfahrung mangelloser, leidloser Geborgenheit, die nicht
mehr aufgehoben, gemindert oder genommen werden kann. Nur er gewährt eine
Seligkeit, die immer grösser ist als jeder menschliche Hunger.
Das irdische Glück ist immer unvollkommen. Aber es gibt Glücksmomente, die
uns zutiefst erfüllen und einen inneren Frieden schenken. Die unserem wahren
Wesen entsprechen. Die alle weiteren Wünsche in uns ruhen lassen. Wie der
Dichter Friedrich Rückert es trefflich formuliert: Wieviel du wünschen
magst, der Wunsch wird weitergehn. Und Glück ist da nur, so die Wünsche
stille stehn.
Auch für Jeremias Gotthelf liegt das Glück nicht in den Dingen, sondern in
der Art und Weise, wie sie zu unsern Augen, zu unsern Herzen stimmen.
Alle Glücksgefühle, die unserem wahren Wesen nahe kommen, dem, was Gott in
uns angelegt hat, sind ein Gleichnis für das immerwährende Glück. Es ist
darum zweifellos im Sinne Gottes, wenn wir uns in dieser Weise glücklich
fühlen so oft es nur möglich ist.
Wir können das Glück zwar nicht erzwingen. Wir können es uns auch nicht
einfach herbei wünschen durch allerlei Glücksbringer wie zum Beispiel mit
dem heutigen Datum 08.08.08. Wir können dem Glück aber durchaus nachhelfen.
Indem wir achtsam sind für das kleine und grosse Glück eines jeden Tages und
uns von ihm berühren lassen: von einem freundlichen Blick, von einer
Pflanze, die sich dem Asphalt entwunden hat, von unserer Lieblingsmusik, von
einem Gespräch, das uns innerlich bewegt...
Vielleicht genügt es, unseren Alltag mit anderen Augen zu sehen und das
Glück wahrzunehmen, mit dem wir schon lange leben! Oder ganz mit dem zu
sein, was wir gerade tun. Mit allen Sinnen zu geniessen, was der Augenblick
uns schenkt.
© Bahnhofkirche
Hauptbahnhof Zürich
www.bahnhofkirche.ch
Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Susanne Wey
Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche